RDT - Numéro spécial concernant la révision - VBK-CAT
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Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003<br />
ellen) Bestimmungen über die fürsorgerische Freiheitsentziehung. 4 So ist die<br />
Unterbringung oder Zurückbehaltung in einer Anstalt (Art. 397a ZGB) gemäss<br />
den einschlägigen Kriterien zur Abgrenzung des Privatrechts vom öffentlichen<br />
Recht als öffentlich-rechtliche Massnahme der Eingriffsverwaltung zu qualifizieren.<br />
5<br />
Dass der Bund das Vormundschaftsrecht trotz seiner teilweisen Zugehörigkeit<br />
zum öffentlichen Recht im Rahmen der Zivilrechtskodifikation geregelt hat,<br />
liegt zum einen am engen Sachzusammenhang mit dem übrigen Familienrecht<br />
und dem Handlungsfähigkeitsrecht. 6 Zum anderen wird die Zugehörigkeit zum<br />
Zivilrecht damit begründet, dass «das Vormundschaftsrecht zur Wahrung privater<br />
Interessen er<strong>la</strong>ssen wurde und in diesem Sinne privates Recht darstellt». 7 Die<br />
kompetenzrechtliche Abstützung solch ergänzenden (materiellen) Zivilrechts ist<br />
allerdings heikel. 8 Nach herrschender Lehre ist die Verfassungsmässigkeit von<br />
bloss formellem Zivilrecht nur gegeben, wenn die jeweiligen Vorschriften zum<br />
Schutze der Einheit der schweizerischen Rechtsordnung dringend erforderlich<br />
sind. Dabei muss «ein besonders enges Band ... zwischen der öffentlich-rechtlichen<br />
und der sie erfordernden privatrechtlichen Bestimmung bestehen». 9<br />
2. Verfahrensrecht<br />
2.1 Streitige Gerichtsbarkeit<br />
Streitigkeiten mit vormundschaftsrechtlichem Hintergrund können sich<br />
zunächst im Rahmen der streitigen Gerichtsbarkeit abspielen. Hierzu gehören<br />
beispielsweise Auseinandersetzungen über die Gültigkeit oder Ungültigkeit von<br />
Rechtsgeschäften (vgl. z.B. Art. 375 Abs. 3 ZGB). 10<br />
N. 96) zu Recht geltend macht, missverständlich, da mit «formell» üblicherweise die Zugehörigkeit<br />
zum Verfahren (im Gegensatz zu «materiell» im Sinne von «in der Sache») gemeint ist; andere Autoren<br />
sprechen denn auch statt dessen von «ergänzendem öffentlichen Recht» (vgl. B<strong>la</strong>ise Knapp,<br />
in: J.F. Aubert u.a. [Hrsg.], Kommentar zur Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft<br />
vom 29. Mai 1874, Basel/Zürich/Bern 1987, N. 36 zu Art. 64 aBV).<br />
4<br />
Art. 397a–397f ZGB.<br />
5<br />
Schnyder, Bundeszivilrecht (FN 3), S. 124.<br />
6<br />
Bernhard Schnyder, Freiheit und Zwang (zit. Freiheit), in: Festschrift zum 60. Geburtstag von<br />
Prof. H. Giger, Bern 1989, S. 609 f.<br />
7<br />
BGE 73 I 46.<br />
8<br />
Vgl. etwa die ausführlichen Erörterungen unter Ziff. 3.1 der Botschaft über die Änderung des<br />
Schweizerischen Zivilgesetzbuches (Fürsorgerische Freiheitsentziehung) und den Rückzug des<br />
Vorbehalts zu Art. 5 der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom<br />
17. August 1977, in: BBl 1977 III 50 ff.<br />
9<br />
Knapp (FN 3), N. 40 ff. zu Art. 64 aBV. Die Anforderungen an den ausnahmsweisen Er<strong>la</strong>ss von<br />
materiellem öffentlichem Recht im Kleide des Zivilrechts gleichen damit den Voraussetzungen,<br />
wie sie für den Er<strong>la</strong>ss von prozessualen Bestimmungen bei lediglich materieller Gesetzgebungskompetenz<br />
entwickelt worden sind (dazu nachfolgend Ziff. II./2.1). Sie sind tendenziell allerdings<br />
eher noch restriktiver als jene (vgl. Knapp [FN 3], N. 40 ff. zu Art. 64 aBV; Schnyder, Bundeszivilrecht<br />
[FN 3], S. 121 und 126).<br />
10<br />
Schnyder/Murer, Berner Kommentar, Syst. Teil und Kommentar zu den Art. 360–397 ZGB, N. 70.<br />
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003<br />
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