winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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Die Österreichische Liga für Menschenrechte<br />
Menschen in bestimmten Lebenssituationen<br />
geht kann. Gerade aber der Umgangmit ihren<br />
schwächsten Gliedern sollte Gradmesser<br />
für die Reife und Kultur einer Gesellschaft<br />
sein. Die – trotz der Anerkennung der Kinderrechts-<br />
Konvention auf Landesebene –<br />
noch <strong>immer</strong> ausstehenden Verbesserungen der<br />
Rechte von Kindern zeigen, <strong>das</strong>s wir in Österreich<br />
noch weit davon entfernt sind, uns befriedigt<br />
über die erreichten Erfolge zurücklehnen<br />
zu können.<br />
Minderheiten. Wo es eindeutig Rückschritte<br />
in den letzten Jahren gegeben hat, war die<br />
Behandlung von Minderheiten, insbesondere<br />
der slowenischen Minderheit in Kärnten. <strong>Es</strong><br />
war offenbar für den Verfassungsgesetzgeber<br />
unvorstellbar, <strong>das</strong>s ein Landeshauptmann den<br />
Spruch eines Höchstgerichts ignoriert, ja aktiv<br />
bekämpft, so<strong>das</strong>s letztlich zur Durchsetzung<br />
verfassungsmäßig garantierter Rechte nur die<br />
Möglichkeit des Appells zur Verfügung zu<br />
stehen scheint. Um noch eins draufzusetzen<br />
und im politischen Wettbewerb zwischen militanten<br />
Rechtsgruppen zu punkten, verlegt<br />
sich der Kärntner Landeshauptmann auf die<br />
Verhöhnung der Gerichte und der demokratischen<br />
Öffentlichkeit, indem die Ortstafeln<br />
verrückt, zweisprachige Ortsbezeichnungen<br />
durch Mini-Taferln mit der slowenischen Bezeichnung<br />
ersetzt und die Einsprachigkeit<br />
des Bundeslandes – entgegen den verbrieften<br />
Rechten der Minderheit – deklariert.<br />
Nun war wohl von einem nichts anderes zu<br />
erwarten, der von der „ordentlichen Beschäftigungspolitik<br />
im Dritten Reich“ sprach, die<br />
Bezeichnung „Straflager“ für KZ’s<br />
anwendete und seine Verbundenheit mit führenden<br />
Vertretern der Waffen-SS zum Aus-<br />
10<br />
druck brachte. Bemerkenswert <strong>ist</strong> jedoch, <strong>das</strong>s<br />
all dies nicht zu einem Amtsenthebungsverfahren<br />
führt sondern einen Gewöhnungsprozess<br />
in Gang bringt, der die Toleranzschwelle<br />
für weitere Diskriminierungen der Minderheit<br />
noch weiter absenkt.<br />
Diese Situation wird durch die Unfähigkeit der<br />
Bundesregierung verschärft, von der Minderheit<br />
akzeptierte Zwischenlösungen oder Provisorien<br />
durchzusetzen. So bleibt auch die <strong>Es</strong>kalation<br />
der Aggressionen vor den Wahlen am<br />
1. Oktober, die den nationalen Chauvinismus<br />
der Mehrheitsbevölkerung auf die Mühlen der<br />
Haider-Partei lenken soll, letztlich folgenlos.<br />
Der Bundeskanzler, dessen Mehrheitsbeschaffer<br />
Haider seit dem Jahre 2000 <strong>ist</strong>, quittiert diese<br />
Sachlage mit Schweigen.<br />
Zu Recht kann darauf hingewiesen werden,<br />
<strong>das</strong>s nicht nur diese Regierung sondern auch<br />
zahlreiche ihrer Vorgängerinnen die Durchsetzung<br />
der Minderheitenrechte der slowenisch<br />
sprechenden Kärntner vernachlässigt<br />
haben. Der qualitative Unterschied besteht<br />
nunmehr allerdings darin, <strong>das</strong>s die Bundesregierung<br />
nicht nur untätig <strong>ist</strong>, sondern <strong>das</strong>s<br />
führende Vertreter einer der Regierungsparteien<br />
aktiv gegen Urteile von Höchstgerichten<br />
auftreten.<br />
Allen jenen, die davon sprachen, <strong>das</strong>s es Schüssel<br />
offenbar gelungen sei, Haider zu „zähmen“,<br />
wird nun deutlich vor Augen geführt, was die<br />
eigentlichen Konsequenzen der „Wenderegierung“<br />
waren. Eine einstmals chr<strong>ist</strong>demokratisch<br />
orientierte Partei hat zur Erlangung von<br />
mehr Machtfülle und zum Machterhalt einen<br />
guten Teil ihrer Prinzipien über Bord geworfen,<br />
ihr rechter Rand <strong>ist</strong> zum „mainstream“