30.09.2013 Aufrufe

winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Johannes Aquila – Ein bedeutender pannonischer Me<strong>ist</strong>er der gotischen Wandmalerei<br />

Orden, in unserem Fall vor allem die Augustiner,<br />

waren echte multinationale Organisationen<br />

des Mittelalters, sie trugen die Kunst Europas<br />

von den einzelnen Ursprungsländern bis<br />

in die fernen Winkel unseres Kontinents. Die<br />

Kunst vermittelnde Rolle der ge<strong>ist</strong>lichen Orden<br />

bestand vom neunten bis in <strong>das</strong> siebzehnte<br />

Jahrhundert.<br />

Fassen wir nun kurz unsere Gedankengänge<br />

zu einem Resümee zusammen. <strong>Es</strong> kann demnach<br />

gesagt werden, <strong>das</strong>s die Vorbilder der<br />

Kunst unseres Johannes Aquila verschiedene<br />

geografische Standorte haben. Die Schauplätze<br />

befinden sich in Prag, in Wien und in Italien.<br />

Wenig bekannt und überhaupt nicht<br />

bearbeitet wurden bisher die eventuellen<br />

künstlerischen Einflüsse aus Ungarn, obwohl<br />

dieses Land zu Lebzeiten Aquilas einen h<strong>ist</strong>orischen<br />

Höhepunkt unter seinem König Ludwig<br />

I. – (Ungarisch Lajos), den man auch den<br />

Großen nannte, erlebte.<br />

Befassen wir uns noch kurz mit den Werken<br />

unseres Me<strong>ist</strong>ers, dessen Geburtsort Radkersburg<br />

<strong>ist</strong>. Eine h<strong>ist</strong>orische Überlieferung besagt,<br />

<strong>das</strong>s die hiesige, den Namen Johannes des<br />

Täufers führende Stadtpfarrkirche, die 1509<br />

Opfer einer Feuersbrunst wurde, zahlreiche<br />

Aquila-Gemälde besaß. Heute können wir<br />

nur mehr Bruchstücke finden. Mit dem einsti-<br />

12<br />

gen Kloster der Augustiner in dieser Stadt sind<br />

durch dessen Abbruch im 20. Jahrhundert vermutlich<br />

ebenfalls etliche Aquila-Werke verloren<br />

gegangen. Allein im so genannten P<strong>ist</strong>orhaus<br />

(Radkersburg, Hauptplatz 3) finden wir<br />

noch heute bedeutende Werke unseres Künstlers.<br />

Die Wandbilder entstanden um 1390.<br />

Ihre große h<strong>ist</strong>orische Bedeutung besteht in<br />

der Tatsache, <strong>das</strong>s sie nachweislich die ersten<br />

ihrer Art in Österreich sind, deren Thema<br />

weltlich, also profan <strong>ist</strong>. (Jagdszenen, ritterliche<br />

und sonstige Auseinandersetzungen,<br />

Liebesszenen).<br />

Das Lebenswerk von Johannes Aquila <strong>ist</strong> Beweis<br />

dafür, <strong>das</strong>s in Europa die staatlichen<br />

Grenzen auf die Verbreitung der Kunst nur<br />

bedingten Einfluss ausgeübt haben. Selbst die<br />

Sprachgrenzen spielten hier keine Rolle, wie<br />

uns <strong>das</strong> Beispiel von Aquila bewe<strong>ist</strong>. Heute teilen<br />

sich drei Völker, die Österreicher, die Ungarn<br />

und die Slowenen, sowohl die Schauplätze<br />

der Kunst Aquilas als auch die ge<strong>ist</strong>ige Erbschaft<br />

dieses verdienten pannonischen Me<strong>ist</strong>ers.<br />

Im Europa des 21. Jahrhunderts sind die<br />

ge<strong>ist</strong>igen Wurzeln, die künstlerischen Zusammenhänge<br />

der einzelnen Regionen von wachsender<br />

Bedeutung, ein Grund mehr, uns mit<br />

den h<strong>ist</strong>orischen-ge<strong>ist</strong>igen Verbindungslinien<br />

der einzelnen mehrsprachigen Regionen zu<br />

befassen und ihre Erbschaft zu pflegen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!