winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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Johannes Aquila – Ein bedeutender pannonischer Me<strong>ist</strong>er der gotischen Wandmalerei<br />
Orden, in unserem Fall vor allem die Augustiner,<br />
waren echte multinationale Organisationen<br />
des Mittelalters, sie trugen die Kunst Europas<br />
von den einzelnen Ursprungsländern bis<br />
in die fernen Winkel unseres Kontinents. Die<br />
Kunst vermittelnde Rolle der ge<strong>ist</strong>lichen Orden<br />
bestand vom neunten bis in <strong>das</strong> siebzehnte<br />
Jahrhundert.<br />
Fassen wir nun kurz unsere Gedankengänge<br />
zu einem Resümee zusammen. <strong>Es</strong> kann demnach<br />
gesagt werden, <strong>das</strong>s die Vorbilder der<br />
Kunst unseres Johannes Aquila verschiedene<br />
geografische Standorte haben. Die Schauplätze<br />
befinden sich in Prag, in Wien und in Italien.<br />
Wenig bekannt und überhaupt nicht<br />
bearbeitet wurden bisher die eventuellen<br />
künstlerischen Einflüsse aus Ungarn, obwohl<br />
dieses Land zu Lebzeiten Aquilas einen h<strong>ist</strong>orischen<br />
Höhepunkt unter seinem König Ludwig<br />
I. – (Ungarisch Lajos), den man auch den<br />
Großen nannte, erlebte.<br />
Befassen wir uns noch kurz mit den Werken<br />
unseres Me<strong>ist</strong>ers, dessen Geburtsort Radkersburg<br />
<strong>ist</strong>. Eine h<strong>ist</strong>orische Überlieferung besagt,<br />
<strong>das</strong>s die hiesige, den Namen Johannes des<br />
Täufers führende Stadtpfarrkirche, die 1509<br />
Opfer einer Feuersbrunst wurde, zahlreiche<br />
Aquila-Gemälde besaß. Heute können wir<br />
nur mehr Bruchstücke finden. Mit dem einsti-<br />
12<br />
gen Kloster der Augustiner in dieser Stadt sind<br />
durch dessen Abbruch im 20. Jahrhundert vermutlich<br />
ebenfalls etliche Aquila-Werke verloren<br />
gegangen. Allein im so genannten P<strong>ist</strong>orhaus<br />
(Radkersburg, Hauptplatz 3) finden wir<br />
noch heute bedeutende Werke unseres Künstlers.<br />
Die Wandbilder entstanden um 1390.<br />
Ihre große h<strong>ist</strong>orische Bedeutung besteht in<br />
der Tatsache, <strong>das</strong>s sie nachweislich die ersten<br />
ihrer Art in Österreich sind, deren Thema<br />
weltlich, also profan <strong>ist</strong>. (Jagdszenen, ritterliche<br />
und sonstige Auseinandersetzungen,<br />
Liebesszenen).<br />
Das Lebenswerk von Johannes Aquila <strong>ist</strong> Beweis<br />
dafür, <strong>das</strong>s in Europa die staatlichen<br />
Grenzen auf die Verbreitung der Kunst nur<br />
bedingten Einfluss ausgeübt haben. Selbst die<br />
Sprachgrenzen spielten hier keine Rolle, wie<br />
uns <strong>das</strong> Beispiel von Aquila bewe<strong>ist</strong>. Heute teilen<br />
sich drei Völker, die Österreicher, die Ungarn<br />
und die Slowenen, sowohl die Schauplätze<br />
der Kunst Aquilas als auch die ge<strong>ist</strong>ige Erbschaft<br />
dieses verdienten pannonischen Me<strong>ist</strong>ers.<br />
Im Europa des 21. Jahrhunderts sind die<br />
ge<strong>ist</strong>igen Wurzeln, die künstlerischen Zusammenhänge<br />
der einzelnen Regionen von wachsender<br />
Bedeutung, ein Grund mehr, uns mit<br />
den h<strong>ist</strong>orischen-ge<strong>ist</strong>igen Verbindungslinien<br />
der einzelnen mehrsprachigen Regionen zu<br />
befassen und ihre Erbschaft zu pflegen.