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winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

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herrschende lokale Oberschicht, d. h. die örtlichen<br />

Feudalherren, um ihre zentrale Macht<br />

abzusichern. An dieser Tatsache änderte sich<br />

ganze Tausend Jahre überhaupt nichts. Über<br />

<strong>das</strong> kleinbäuerliche Volk der slowenischen<br />

Unterschicht standen die Magnatenfamilien<br />

des magyarischen Hochadels bis 1918, ja stellenweise<br />

bis 1945. Ich erwähne nur einige Beispiele<br />

zu diesem Thema. Im Prekmurje, später<br />

Pomurje genannten einstigen ungarischen Gebiet<br />

saßen in Murska Sobota (ung. Muraszombat,<br />

dt. Olsnitz) die Grafen von Szápáry, in<br />

Grad (früher Gornja Lendava, ung. Felsölendva,<br />

dt. Oberlimbach) die Grafen Széchényi, in<br />

Tissina (ung. Csendlak) die Grafen Batthyány<br />

etc. Der östlich des Kutschenitzabaches und<br />

der Mur lebende Teil des slowenischen Volkskörpers<br />

entwickelte sich unter von den Magyaren<br />

vorgegebenen politischen und sozialen<br />

Verhältnissen, ganz im Gegensatz zu den übrigen<br />

Slowenen, die im Rahmen des deutschrömischen<br />

Reiches unter deutscher bzw. österreichischer<br />

Herrschaft lebten und daher unter<br />

starkem deutschen Einfluss standen.<br />

Ich erwähnte bereits, <strong>das</strong>s die Ungarn ihre<br />

Slowenen stets als „Wenden“ – die ungarische<br />

Schreibweise <strong>ist</strong> „vend“ – bezeichneten. Diese<br />

Namensform wurde dem Deutschen entlehnt<br />

(siehe z. B. „Ostseewenden“), die entsprechende<br />

österreichische Dialektform <strong>ist</strong> „Winden“ oder<br />

„Windische“. Eine ältere, in den Ortsnamen des<br />

Raab- und Murgebietes vorkommende Art des<br />

Hinweises auf eine slowenische Bevölkerung<br />

wird mit dem Beinamen „tót“ gebildet. Hier<br />

benötigen wir eine kurze h<strong>ist</strong>orische Erklärung.<br />

Die altmagyarische Namensform „tót“ wurde<br />

einst für alle im Reich der Stephanskrone lebenden<br />

Westslawen, vor allem aber für die Slowaken<br />

verwendet, aber auch für die kleine slo-<br />

Ein denkender und fühlender Pannonier<br />

wenische Volksgruppe. Diese Minderheit lebte<br />

in den beiden Komitaten Vas und Zala, ihre<br />

Kopfzahl betrug 1914 etwa 70.000 Personen.<br />

Der Großteil dieser Slowenen kam nach 1918<br />

zum neu gebildeten SHS-Königreich, später<br />

Jugoslawien genannt. Einige „wendische“ Dörfer<br />

verblieben bei Ungarn, im Verwaltungsbezirk<br />

Szentgotthárd (dt. Sankt Gotthard, slow.<br />

Monošter), wie z. B. Rábátótfalu, andere kamen<br />

mit dem Burgenland zu Österreich, wo zumindest<br />

in Ortsnamen noch eine ursprünglich slowenische<br />

Bevölkerung angedeutet wird. (Wie<br />

z. B. Windisch-Minihof, ung. Tótlak, oder<br />

Winten, ung. Tótfalu.) Im heutigen Slowenien<br />

gibt es ebenfalls ungarische Ortsnamensformen,<br />

die mit dem Adjektiv „tót“ gebildet<br />

wurden, so Selo, ung. Nagytótlak oder Križevc,<br />

ung. Tótkeresztur etc. Ein noch bedeutenderes<br />

Sprachdenkmal ergibt sich aus dem ehemaligen<br />

ungarischen Namen des Verwaltungsbezirkes<br />

Muraszombat (slow. Murska Sobota, dt. Olsnitz)<br />

des Komitates Vas (dt. Eisenburg). Dieser<br />

Bezirk wird selbst in älteren amtlichen Schriftstücken<br />

und auf Landkarten als „Tótsági járás“<br />

angeführt. (Járás = Bezirk). Die magyarische<br />

Endung -ság, -ség <strong>ist</strong> im Deutschen mit -tum,<br />

-schaft oder -heit gleichzusetzen. (So z. B. magyarság<br />

= Ungartum, legénység = Mannschaft,<br />

egészég = Gesundheit). „Tótság“ wäre demnach<br />

als „Slowenentum“ oder „Slowenenheit“<br />

zu übersetzen, die „i“-Endung <strong>ist</strong> ein Lokativsuffix.<br />

Die erwähnte frühere Namensform<br />

des Verwaltungs- und Gerichtsbezirkes Murska<br />

Sobota als „Tótsági járás“ blieb bis zum 19.<br />

Jahrhundert in Verwendung. Ich besitze eine<br />

Originalkarte des Eisenburger Komitates aus<br />

dem Jahre 1792, auf der ebenfalls die o. a. Bezeichnung<br />

verwendet wird. So viel zur altungarischen<br />

Namensform „tót“ für die slowenische<br />

Minderheit des Landes.<br />

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