winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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Ein denkender und fühlender Pannonier<br />
Eine nationale oder politische Gegnerschaft<br />
zwischen den Ungarn und den Slowenen des<br />
heutigen Murgebietes gab es im Laufe der vielen<br />
Jahrhunderte überhaupt nicht. Die „ungarischen<br />
Wenden“ übernahmen nicht wenige<br />
magyarische Elemente, so etwa auch in ihrer<br />
Volksmusik, in den Volksgebräuchen und in der<br />
kulinarischen Kunst. (So z. B. <strong>das</strong> ungarische<br />
„Bográcsgulyás“). Das <strong>Gleiche</strong> galt auch in der<br />
umgekehrten Relation. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> bemerkenswert,<br />
<strong>das</strong>s die Slowenen des nordöstlichen Tótságer<br />
Bezirkes in unmittelbarer Nachbarschaft zu<br />
den ältesten und vermutlich am wenigsten mit<br />
anderen ethnischen Elementen vermengten<br />
Magyaren der Unteren Wart, mit den Nachkommen<br />
der einstigen privilegierten Grenzhüter<br />
(königliche Freie), siedelten. 1 Die um<br />
Öriszentpéter liegende altmagyarische Wart,<br />
ungarisch Örség, verlor 1918 sogar eine Gemeinde<br />
(Hódos, slow. Hodoš) an Jugoslawien.<br />
<strong>Es</strong> <strong>ist</strong> von großer kulturh<strong>ist</strong>orischer und volkskundlicher<br />
Bedeutung, <strong>das</strong>s die beiden grundverschiedenen<br />
Ethnien, die Magyaren und die<br />
Slowenen dieses Mikrokosmos’, zahlreiche Gemeinsamkeiten<br />
aufweisen, von den Volksbräuchen<br />
bis zur ländlichen Bauweise. Was wiederum<br />
Beweis dafür <strong>ist</strong>, <strong>das</strong>s nicht die blutsmäßige<br />
Herkunft sondern die geographisch-physische<br />
Umgebung die Lebensform der Bewohner einer<br />
kleinen Region bestimmt.<br />
Dr. August Pavel war auch gelernter Volkskundler.<br />
Er studierte mit großer Zuneigung<br />
die Volksbräuche der beiden Völker, deren<br />
treuer Sohn er war: der Magyaren und der Slowenen.<br />
Seine über den Vogelfang in der Unteren<br />
Wart geschriebene Studie befasst sich<br />
akribisch mit dieser heute ausgestorbenen<br />
1 Die einstige eisenburgische „Obere Wart“ liegt heute im Burgenland<br />
(die Gegend um Oberwart mit Unterwart, Siget i .d .W., Jabing),<br />
wo eine ungarische Minderheit lebt.<br />
1 0<br />
pannonischen Liebhaberei. August Pavel absolvierte<br />
<strong>das</strong> Gymnasium in Szentgotthárd<br />
bzw. in Szombathely (Steinamanger). Diese<br />
beiden westungarischen Städte haben auch<br />
für die Entwicklung der slowenischen Minderheit<br />
des Landes eine große Bedeutung. Für<br />
den jungen „wendischen“ Schüler waren die<br />
beiden Gymnasien maßgeblich wegen des Erlernens<br />
der ungarischen Sprache, die zur bedeutendsten<br />
„Arbeitssprache“ im Leben von<br />
August Pavel wurde.<br />
Das Z<strong>ist</strong>erzienserstift Sankt Gotthard wurde<br />
1183 gegründet. Seit König Béla (1173–1196)<br />
erhielt der Orden laufend große Donationen,<br />
so auch im von Slowenen bewohnten Gebiet<br />
des Eisenburger Komitates. Zur Rodung der<br />
hier gelegenen großen Waldungen holten die<br />
Z<strong>ist</strong>erzienser slowenische Bauern aus der damaligen<br />
Untersteiermark. Diese Zuwanderer<br />
stärkten <strong>das</strong> slawische Volkstum des heutigen<br />
Pomurjes.<br />
Die Stadt Szombathely hatte für die im damaligen<br />
Königreich Ungarn lebenden Slowenen<br />
eine doppelte Bedeutung. Die Stadt war<br />
einerseits seit 1578 Sitz des Komitates (Grafschaft,<br />
Gespanschaft; slow. županija, ung.<br />
megye), andererseits auch Zentrum des von<br />
Slowenen bewohnten südwestlichen Teiles<br />
dieser Verwaltungseinheit. Eine noch größere<br />
Bedeutung erlangte die Stadt 1777, als Königin<br />
Maria Theresia hier ein neues B<strong>ist</strong>um<br />
gründete. Diese Diözese wurde zum größten<br />
Teil vom B<strong>ist</strong>um Györ (dt. Raab), ein kleiner<br />
Streifen um Turnišče (ung. Toronyhely) vom<br />
B<strong>ist</strong>um Zagreb (dt. Agram, ung. Zágráb) abgetrennt.<br />
Somit wurde <strong>das</strong> gesamte von Slowenen<br />
bewohnte Gebiet des damaligen Ungarns<br />
unter eine einzige kirchliche Oberhoheit ge-