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winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

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Johannes Aquila – Ein bedeutender pannonischer Me<strong>ist</strong>er der gotischen Wandmalerei<br />

ehemaligen Augustinerkirche in Fürstenfeld<br />

nachweisbar. Die zarte Schönheit dieses Bildes<br />

<strong>ist</strong> ergreifend. Die Komposition scheint<br />

gewisse Affinitäten zur Minoritenkirche von<br />

Bruck a. d. Mur aufzuweisen. Die dort befindliche<br />

etwa um 1380 durch einen italienischen<br />

Me<strong>ist</strong>er entstandene Madonnendarstellung<br />

we<strong>ist</strong> in der Komposition einen starken Realismus<br />

auf. Diese real<strong>ist</strong>ische Note <strong>ist</strong> auch an<br />

der Chr<strong>ist</strong>us-Darstellung in der ehemaligen<br />

Augustinerkirche von Fürstenfeld nachzuweisen.<br />

<strong>Es</strong> <strong>ist</strong> nicht auszuschließen, <strong>das</strong>s Aquilas<br />

Bild hier Bezüge zu einem in Schloss Tirol um<br />

1370 geschaffenen Werk beinhaltet.<br />

Auch an den Aquila-Werken von Martjanci<br />

sind steirische, in ihrem Ursprung allerdings<br />

auf Italien hinweisende Bezüge feststellbar.<br />

Hier finden wir nämlich mehrere ornamentale<br />

Motive, die auch in der Kirche Sankt Veit<br />

a. d. Glan in Kärnten zu sehen sind. <strong>Es</strong> kann<br />

auch eine gewisse Analogie zu den Darstellungen<br />

der weiblichen Heiligen in der Pfarrkirche<br />

von Murau festgestellt werden. <strong>Es</strong> besteht<br />

allerdings auch ein interessanter Unterschied<br />

zwischen den beiden Kirchen. In Martjanci<br />

finden wir <strong>das</strong> Selbstbildnis des Künstlers an<br />

jener Stelle der Komposition, wo wir in Murau<br />

den Donator der Kirche, <strong>das</strong> Portrait des<br />

Patronatsherren, die die Kirche gegründet haben,<br />

sehen. Hier muss allerdings bemerkt werden,<br />

<strong>das</strong>s Aquila als Künstler keinesfalls befugt<br />

gewesen wäre, sein Konterfei willkürlich<br />

in <strong>das</strong> Wandgemälde hineinzusetzen. Ohne<br />

die Zustimmung des Bauherren beziehungsweise<br />

des Auftraggebers wäre dieses Vorgehen<br />

des Me<strong>ist</strong>ers kaum vorstellbar gewesen.<br />

Auch in der ehemaligen Augustinerkirche von<br />

Fürstenfeld finden wir von Aquila geschaffene<br />

12<br />

Darstellungen, die Bezüge zur Obersteiermark<br />

zeigen. Die hiesigen Heiligenmedaillons finden<br />

sich nämlich auch in der Magdalenenkirche von<br />

Judenburg. Ähnliche Darstellungen gibt es auch<br />

im Chor des Wiener Stephansdomes. Auch in<br />

der Wiener Michaelerkirche finden wir eine<br />

Analogie zu Aquilas Oeuvre. Die hiesige Darstellung<br />

des namensgebenden Erzengels zeigt<br />

gewisse Übereinstimmungen zur Figur des Michael<br />

in der Kirche von Velemèr. Besonders auffallend<br />

<strong>ist</strong> die Ähnlichkeit im Gesichtsausdruck<br />

der beiden Michaelsdarstellungen.<br />

Der Einfluss der italienischen Kunst <strong>ist</strong> in vielen<br />

Ländern Mitteleuropas zu erkennen. Im<br />

Laufe des 14. Jahrhunderts kamen zahlreiche<br />

italienische Künstler nach Deutschland, nach<br />

Österreich, nach Böhmen und nach Ungarn,<br />

die me<strong>ist</strong>en aus dem Friaul und aus dem Trentino.<br />

Während der Anjou-Herrschaft in Ungarn<br />

(Karl Robert I. 1301–1342 und Ludwig<br />

I. 1342–1382) kamen zahlreiche italienische<br />

Künstler auch aus dem Süden der Halbinsel,<br />

vor allem aus Neapel und aus Sizilien. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong><br />

heute nicht mehr feststellbar, ob Johannes<br />

Aquila jemals auch in Italien gearbeitet hat, ja<br />

nicht einmal, ob er jemals in Wien, Prag oder<br />

etwa in Südtirol tätig gewesen wäre. Wenn<br />

dies nicht der Fall gewesen <strong>ist</strong>, so konnte der<br />

italienische Einfluss in Aquilas Werk allein<br />

durch seine Mitarbeiter, durch häufig wechselnde<br />

Wanderkünstler entstanden sein. Solche<br />

vielleicht auch direkt mit der Kunst Italiens<br />

in Berührung gekommene Mitglieder<br />

seiner Hütte, seines „Teams“ konnten etliche<br />

in Italien gesehene und übernommene Methoden<br />

der Komposition und der Technik in die<br />

gemeinsame Arbeit einfließen lassen. Nicht zu<br />

vergessen <strong>ist</strong> auch der Einfluss der Mönchsorden<br />

auf die Kunst des 14. Jahrhunderts. Diese

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