winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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Ein denkender und fühlender Pannonier<br />
deutsche Sprache und Literatur eigentlich keine<br />
Lehrbefugnis besaß.<br />
Seine Fächer waren Ungarisch und Latein,<br />
doch bedingt durch den damaligen partiellen<br />
Lehrermangel – einige der jüngeren Mitglieder<br />
des Lehrkörpers waren zum Militärdienst eingezogen<br />
– musste bei der Supplierung auch<br />
improvisiert werden. Ob so oder so, Dr. Pavel<br />
gestaltete mit viel Humor und mit dem Engagement<br />
des Außenseiters unseren Deutschunterricht.<br />
Bei deutschen Texten war seine slawische<br />
Herkunft manchmal herauszuhören – dies<br />
konnte ich als Schüler unschwer feststellen, da<br />
ich bereits als Kind neben Ungarisch auch tadellos<br />
Deutsch beherrschte – nicht aber bei ungarischen<br />
Übersetzungen. Dies war umso mehr<br />
bemerkenswert, weil allgemein bekannt war,<br />
<strong>das</strong>s unser Professor Pavel erst in der Volksschule<br />
Ungarisch lernte, da er aus einem „wendischen“<br />
Elternhaus stammte.<br />
Der verdienste Pädagoge, Kulturfunktionär<br />
und Sprachwissenschafter Dr. Pavel war aus<br />
Cankova (ung. Hidegkut, dt. Kaltenbrunn)<br />
gebürtig. Sein Geburtsort liegt an der einstigen<br />
steirisch-ungarischen Landesgrenze, in der<br />
Nähe von Radkersburg. (ung. Regede, slow.<br />
Radgona). Hier, im südwestlichsten Winkel<br />
des Eisenburger Komitates und auch des tausendjährigen<br />
ungarischen Königreiches lebte<br />
die kleinste autochthone Sprachminderheit<br />
des Landes, jene westpannonischen Slawen,<br />
die man in Ungarn als „Wenden“ bezeichnete.<br />
Dieses wendische Völkchen – in der magyarischen<br />
Landessprache „vend nép“ – <strong>ist</strong> Nachkomme<br />
jener einst in Transdanubien (Dunántul)<br />
verbreiteten slawischen Bewohner, die<br />
seit der Awarenzeit des 6. Jahrhunderts hier<br />
siedelten und somit ältere Bewohner Panno-<br />
13<br />
niens sind als die Ende des 9. Jahrhunderts<br />
hier landnehmenden Magyaren. Die pannonischen<br />
Slawen standen vor dieser Zeit ein<br />
ganzes Jahrhundert unter fränkisch-bairischer<br />
Oberhoheit und wurden sowohl durch die Slawenapostel<br />
Cyrill und Method wie auch durch<br />
salzburgische Missionare zum Chr<strong>ist</strong>entum<br />
bekehrt, stand doch die einstige karolingische<br />
Ostmark kirchlich unter der Oberhoheit des<br />
Salzburger Erzbischofs. Die bedeutendste<br />
salzburgische Kirchengründung dieser Zeit<br />
erfolgte 843 in Savaria (ung. Szombathely,<br />
dt. Steinamanger), <strong>das</strong> politisch-militärische<br />
Zentrum lag in der Gegend des Plattensees, in<br />
Moosburg (ung. Zalavár, slow. Blatograd).<br />
Nach der Landnahme der Magyaren, eines kriegerischen,<br />
Vieh züchtenden Reitervolkes, ging<br />
der größere Teil der Pannonslawen allmählich<br />
im neuen Staatsvolk auf, sie hinterließen ihre<br />
Spuren vor allem in der magyarischen Sprache,<br />
wo zahlreiche mit dem Ackerbau und mit der<br />
sesshaften Lebensform zusammenhängende<br />
Wörter dem Slawischen und dem Deutschen<br />
entlehnt wurden. (So wie z. B. barázda = Furche,<br />
pajta = Stadel, <strong>ist</strong>álló = Stall, ház = Haus,<br />
barát = Freund, Bruder, apát = Abt etc.).<br />
Nur im südwestlichen Grenzstreifen des neuen<br />
magyarischen Reiches konnte sich die pannonslawische<br />
Bevölkerung erhalten, geschützt<br />
durch eine hügelige, damals noch überwiegend<br />
bewaldete Landschaft. Hiezu <strong>ist</strong> noch festzuhalten,<br />
<strong>das</strong>s die seit 896 n. Chr. im Karpatenbecken<br />
vorherrschenden Magyaren zahlenmäßig<br />
nie in der Lage waren, <strong>das</strong> gesamte von<br />
ihnen eroberte Gebiet mit den eigenen Stammesgenossen<br />
auch vollständig zu besiedeln. In<br />
jenen Randgebieten, wo sie über fremdsprachige<br />
Untertanen herrschten, stellten sie die