30.09.2013 Aufrufe

winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ein denkender und fühlender Pannonier<br />

deutsche Sprache und Literatur eigentlich keine<br />

Lehrbefugnis besaß.<br />

Seine Fächer waren Ungarisch und Latein,<br />

doch bedingt durch den damaligen partiellen<br />

Lehrermangel – einige der jüngeren Mitglieder<br />

des Lehrkörpers waren zum Militärdienst eingezogen<br />

– musste bei der Supplierung auch<br />

improvisiert werden. Ob so oder so, Dr. Pavel<br />

gestaltete mit viel Humor und mit dem Engagement<br />

des Außenseiters unseren Deutschunterricht.<br />

Bei deutschen Texten war seine slawische<br />

Herkunft manchmal herauszuhören – dies<br />

konnte ich als Schüler unschwer feststellen, da<br />

ich bereits als Kind neben Ungarisch auch tadellos<br />

Deutsch beherrschte – nicht aber bei ungarischen<br />

Übersetzungen. Dies war umso mehr<br />

bemerkenswert, weil allgemein bekannt war,<br />

<strong>das</strong>s unser Professor Pavel erst in der Volksschule<br />

Ungarisch lernte, da er aus einem „wendischen“<br />

Elternhaus stammte.<br />

Der verdienste Pädagoge, Kulturfunktionär<br />

und Sprachwissenschafter Dr. Pavel war aus<br />

Cankova (ung. Hidegkut, dt. Kaltenbrunn)<br />

gebürtig. Sein Geburtsort liegt an der einstigen<br />

steirisch-ungarischen Landesgrenze, in der<br />

Nähe von Radkersburg. (ung. Regede, slow.<br />

Radgona). Hier, im südwestlichsten Winkel<br />

des Eisenburger Komitates und auch des tausendjährigen<br />

ungarischen Königreiches lebte<br />

die kleinste autochthone Sprachminderheit<br />

des Landes, jene westpannonischen Slawen,<br />

die man in Ungarn als „Wenden“ bezeichnete.<br />

Dieses wendische Völkchen – in der magyarischen<br />

Landessprache „vend nép“ – <strong>ist</strong> Nachkomme<br />

jener einst in Transdanubien (Dunántul)<br />

verbreiteten slawischen Bewohner, die<br />

seit der Awarenzeit des 6. Jahrhunderts hier<br />

siedelten und somit ältere Bewohner Panno-<br />

13<br />

niens sind als die Ende des 9. Jahrhunderts<br />

hier landnehmenden Magyaren. Die pannonischen<br />

Slawen standen vor dieser Zeit ein<br />

ganzes Jahrhundert unter fränkisch-bairischer<br />

Oberhoheit und wurden sowohl durch die Slawenapostel<br />

Cyrill und Method wie auch durch<br />

salzburgische Missionare zum Chr<strong>ist</strong>entum<br />

bekehrt, stand doch die einstige karolingische<br />

Ostmark kirchlich unter der Oberhoheit des<br />

Salzburger Erzbischofs. Die bedeutendste<br />

salzburgische Kirchengründung dieser Zeit<br />

erfolgte 843 in Savaria (ung. Szombathely,<br />

dt. Steinamanger), <strong>das</strong> politisch-militärische<br />

Zentrum lag in der Gegend des Plattensees, in<br />

Moosburg (ung. Zalavár, slow. Blatograd).<br />

Nach der Landnahme der Magyaren, eines kriegerischen,<br />

Vieh züchtenden Reitervolkes, ging<br />

der größere Teil der Pannonslawen allmählich<br />

im neuen Staatsvolk auf, sie hinterließen ihre<br />

Spuren vor allem in der magyarischen Sprache,<br />

wo zahlreiche mit dem Ackerbau und mit der<br />

sesshaften Lebensform zusammenhängende<br />

Wörter dem Slawischen und dem Deutschen<br />

entlehnt wurden. (So wie z. B. barázda = Furche,<br />

pajta = Stadel, <strong>ist</strong>álló = Stall, ház = Haus,<br />

barát = Freund, Bruder, apát = Abt etc.).<br />

Nur im südwestlichen Grenzstreifen des neuen<br />

magyarischen Reiches konnte sich die pannonslawische<br />

Bevölkerung erhalten, geschützt<br />

durch eine hügelige, damals noch überwiegend<br />

bewaldete Landschaft. Hiezu <strong>ist</strong> noch festzuhalten,<br />

<strong>das</strong>s die seit 896 n. Chr. im Karpatenbecken<br />

vorherrschenden Magyaren zahlenmäßig<br />

nie in der Lage waren, <strong>das</strong> gesamte von<br />

ihnen eroberte Gebiet mit den eigenen Stammesgenossen<br />

auch vollständig zu besiedeln. In<br />

jenen Randgebieten, wo sie über fremdsprachige<br />

Untertanen herrschten, stellten sie die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!