winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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Johannes Aquila – Ein bedeutender pannonischer Me<strong>ist</strong>er der gotischen Wandmalerei<br />
den Adler. Dieser Raubvogel war in der frühchr<strong>ist</strong>lichen<br />
Ikonographie <strong>das</strong> Symboltier für<br />
den Evangel<strong>ist</strong>en Johannes. Dieser mächtige<br />
Greifvogel war auch häufig ein ritterliches<br />
Wappentier im Mittelalter und kommt nicht<br />
selten in der Heraldik des ungarischen Adels<br />
vor. Könnte diese Tatsache ein Hinweis auf die<br />
vorher hier geäußerte Annahme einer etwaigen<br />
vielleicht illegitimen Herkunft Aquilas<br />
aus ungarischen Adelskreisen sein? Oder nur<br />
ein weiterer Beweis für Aquilas „snob<strong>ist</strong>ische“<br />
Neigungen? <strong>Es</strong> wird niemals in Erfahrung zu<br />
bringen sein. Was aber den Taufnamen des<br />
Künstlers betrifft, so <strong>ist</strong> mit Nachdruck festzuhalten,<br />
<strong>das</strong>s er sich in seinen eigenen Signaturen<br />
stets als „Johannes“ bezeichnet. Hier <strong>ist</strong><br />
die lateinische Namensform zufällig mit der<br />
deutschen identisch, doch reicht dieser Hinweis<br />
aus, um vorsichtiger als bisher mit dem<br />
„Janez“ oder János“ umzugehen, wie es die<br />
heutige slowenische und die ungarische Fachliteratur<br />
so gerne tut!<br />
Die Kunst des frühen Chr<strong>ist</strong>entums adaptierte<br />
nicht wenige heidnische Symbole und<br />
erlaubte sogar die Darstellung von Tieren. Mit<br />
dieser Tatsache werden wir auch in der chr<strong>ist</strong>lichen<br />
Kunst des Mittelalters konfrontiert.<br />
Den Hintergrund dieser Gepflogenheit bildet<br />
der hohe Grad an Analphabetismus in jener<br />
Zeit, wodurch die Kirchenkunst gezwungen<br />
war, Symbole oder Attribute bei der Darstellung<br />
einzelner Heiliger etc. zu verwenden. So<br />
etwa wurde der Löwe Symbol des Evangel<strong>ist</strong>en<br />
Markus, der Adler <strong>das</strong> von Johannes, die Taube<br />
<strong>das</strong> des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es. Im fränkischen<br />
Mittelalter kam dann etwa die Gans als Symbol<br />
des heiligen Martin dazu. In den Darstellungen<br />
des chr<strong>ist</strong>lichen Mittelalters in Ungarn<br />
kommt <strong>das</strong> lange, schwere Schlachtschwert<br />
12<br />
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Turnišče<br />
n Župnijska cerkev Marijinega vnebovzetja,<br />
Turnišče<br />
des heiligen Königs Ladislaus I. (1077–1095)<br />
dazu. Mit dieser schweren Hiebwaffe am Gürtel<br />
wurde genannter König aus dem Arpadenhaus<br />
auch in der Kirche von Turnišče von Johannes<br />
Aquila dargestellt. Das Thema des<br />
Bildes <strong>ist</strong> der Bau einer gotischen (!) Kathedrale,<br />
vermutlich jene von Nagyvárad (Großwardein,<br />
heute Orades). Dieses B<strong>ist</strong>um war<br />
eine Gründung des Königs Ladislaus (László)<br />
I. – ebenso wie <strong>das</strong> B<strong>ist</strong>um von Zagreb – zu<br />
dem Turnišče bis zur Gründung der Diözese<br />
Szombathely (Steinamanger) 1777 gehört hat.<br />
In dieser Kirche schuf Johannes Aquila nebst<br />
anderen großartigen Wandbildern auch den<br />
so genannten Ladislauszyklus, eine aus mehreren<br />
Bildern bestehende Darstellung des heiligen<br />
ungarischen Königs und seines Kampfes