winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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Die Bedeutung seiner Dissertation ergibt sich<br />
auch daraus, <strong>das</strong>s sie <strong>immer</strong>hin sechs Jahre vor<br />
dem bedeutenden Pionierwerk des Franzosen<br />
Ernest D. Glasson: „Le mariage civil et le divorce<br />
dans les principaux pays de l‘Europe; étude<br />
de législation comparée précédée d‘un aperçu<br />
sur les origines du droit civil moderne“, Paris<br />
1879, erschienen <strong>ist</strong>. Wie der damalige Dekan<br />
der Faculté de Droit der Roman Schuman Universität<br />
Strasbourg, Prof. Norbert Olszak, in<br />
seiner Ansprache aus Anlass der Feier zur Einweihung<br />
des Denkmals von Pavel Turner im<br />
September 2000 in Maribor hervorhob, habe<br />
sich dieser „als ein wahrer Bürger des großen<br />
Europas“, in dem sich die Kultur Zentral- und<br />
Osteuropas und jene Westeuropas verbanden,<br />
erwiesen. Olszak, selbst Rechtsh<strong>ist</strong>oriker,<br />
hat damit den Stellenwert dieser deutschsprachigen<br />
Dissertation angemessen gewürdigt. <strong>Es</strong><br />
war eben kein „preußisches“ Thema, zu dem<br />
die erste rechtswissenschaftliche Dissertation<br />
in den aus französischer Sicht „dunklen<br />
Jahrzehnten“ der Universität in Straßburg geschrieben<br />
wurde, sondern ein rechtsethnologisch-komparatives,<br />
<strong>das</strong> nicht durch nationale<br />
Begrenztheit geprägt war.<br />
Wer war nun dieser überaus bemerkenswerte<br />
Dr. jur. Pavel Turner, über den es wohl in slowenischer<br />
Sprache Schrifttum gibt, so weit ersichtlich<br />
jedoch nichts in deutscher Sprache.<br />
Dass der Boden für Talente gerade in Regionen,<br />
wo sich sprachliche und kulturelle Traditionen<br />
überschneiden, besonders fruchtbar<br />
<strong>ist</strong>, wird durch die Geschichte seiner Persönlichkeit<br />
ebenso eindrucksvoll belegt wie durch<br />
die Biographie seines Klassenkollegen Anton<br />
Vgl. S. 2 des Textes der freundlicherweise von Prof. Olszak zur<br />
Verfügung gestellten Ansprache: „Il était ainsi un vrai citoyen<br />
de la grande Europe, avec la culture d’Europe et celle de l’Europe<br />
occidentale.“<br />
Pavel Turner<br />
Pavel Turner in seinen Reifejahren n Pavel<br />
Turner v zrelih letih, Pokrajinski arhiv Maribor<br />
(PAM, Pavel Turner, AE VII)<br />
Šantel. Geboren wurde Pavel Turner am 21.<br />
Jänner 18 2 als ältester Sohn einer keineswegs<br />
begüterten Bauernfamilie in Planica am Pohorje<br />
(Bacherngebirge). Im Alter von 9 Jahren<br />
trat er als Schüler in die Grundschule in Fram<br />
(Frauheim) ein, absolvierte zunächst aber nur<br />
drei Klassen, um danach als Knecht am elterlichen<br />
Bauernhof zu arbeiten. Nach zwei Jahren<br />
konnte er seine Schulbildung in der dritten<br />
Klasse der Hauptschule mit deutscher Unterrichtssprache<br />
in Maribor fortsetzen und nach<br />
der . Klasse in <strong>das</strong> Gymnasium wechseln.<br />
1865 maturierte Turner in Maribor, wobei er<br />
durch sein Talent für fremde Sprachen auffiel.<br />
Er beherrschte schon damals neben Slowenisch<br />
und Deutsch Serbisch und Kroatisch so-<br />
89<br />
Regionalarchiv Maribor (PAM, Pavel Turner, AE VII)