winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die FZ im slowenischen Volksgesang und in der Welt<br />
rationen. In Derler-Notation wird ein Impakt,<br />
etwa der Schall von Eisenidiophonen oder Gegenschlagstäben,<br />
mit einem vertikalen Strich<br />
[I] notiert, die durch keinen Impakt markierten<br />
(„leeren“) Zählwerte mit einem Punkt [.].<br />
Um die Formeln eindeutig von ihrer Umgebung<br />
abzugrenzen, werden sie hier in eckige<br />
Klammern gesetzt.<br />
Jene rhythmische Einheit, die in der orientalischen<br />
Musik eine dem europäischen Takt<br />
analoge Funktion erfüllt, trägt in der Türkei<br />
den Namen usûl (sprich usül). 3 Ursprünglich<br />
ein arabischer Plural mit der Bedeutung „Wurzeln,<br />
Prinzipien, Elemente“, wurde im Türkischen<br />
daraus ein Singular (Plural usûller):<br />
„Methode, Programm, System, Verfahren“.<br />
Als Musikterminus vermittelt der Begriff<br />
eine ähnliche Vorstellung wie „Modus“, nämlich<br />
<strong>das</strong> Verfahren, die Art und Weise, etwas<br />
zu tun. Allein daraus spricht eine vollständig<br />
andere theoretische Perspektive als aus der Semantik<br />
von lateinisch „tactus“: „Berührung,<br />
Einwirkung, Gefühl“.<br />
Die kleinsten Bausteine der türkischen Rhythmustheorie<br />
tragen die Namen „nim sofyan<br />
usûlü“ mit dem Zählwert 2 [I.] und „semâi<br />
usûlü“ mit dem Zählwert 3 [I..]. 4 Im theoretischen<br />
Sprachgebrauch werden sie ana usûlleri<br />
= „Mutterformeln“ genannt, da alle anderen<br />
usûller aus ihnen zusammengesetzt sind. In der<br />
vorliegenden Arbeit wird im Weiteren von den<br />
Elementarwerten 2 und 3 gesprochen, da die<br />
türkischen Termini zu schwerfällig und außerhalb<br />
der türkischen Musik bedeutungslos sind.<br />
In der türkischen Musiktheorie werden die<br />
usûller definiert durch die Begriffe „zaman“<br />
3 Yilmaz, S. 32.<br />
4 Ünkan, S. 110.<br />
3<br />
und „vuruş“. Zaman bedeutet im neutralen<br />
Sprachgebrauch „Zeit, Zeitabschnitt“. In der<br />
Rhythmustheorie <strong>ist</strong> es jener Wert, der im<br />
Zähler der westlichen Taktangaben zum Ausdruck<br />
kommt. Ein 8/8Takt wäre in türkischer<br />
Terminologie 8 zamanlı. Vuruş heißt standard-<br />
ebenso wie fachsprachlich „<strong>das</strong> Schlagen“.<br />
Dieser Ausdruck hat in der westlichen<br />
Terminologie keine Entsprechung. Er gibt an,<br />
wie viele betonte Akzente („Schläge“) ein usûl<br />
enthält. So hat z. B. der devr-i turan usûlü die<br />
numerische Definition 7 zamanlı 3 vuruşlu,<br />
d. h. er hat den Zählwert 7 (ein „Siebenachteltakt“)<br />
und drei Hauptakzente 5 , deren Position<br />
nicht verändert werden kann, es sei denn, ein<br />
Wechsel des usûl <strong>ist</strong> beabsichtigt. In Derler-<br />
Schrift hat er die Gestalt [I.I.I..].<br />
Die Termini zaman und vuruş haben eine<br />
exakte Entsprechung im Derler-System. Die<br />
wiederkehrende Zähleinheit zaman heißt<br />
hier „Formzahl“ (Abkürzung FZ), die Summe<br />
der Hauptakzente (vuruş) „Schlagzahl“.<br />
Diesen letzteren in Hinblick auf afrikanische<br />
Glockenformeln gewählten Begriff ersetzt die<br />
vorliegende Arbeit durch den neutralen Terminus<br />
„Impulszahl“ (Abkürzung IZ). Sowohl<br />
FZ als IZ gehören im Weiteren zum Basisvokabular<br />
dieses Beitrags. Der obzitierte devr-i<br />
turan usûlü kann demnach mit der Kennung<br />
FZ 7/IZ 3 erfasst werden.<br />
Vor allem der für „westlich“ inkulturierte Leser<br />
befremdliche Begriff „Formzahl“ soll die<br />
Tatsache bewusst halten, <strong>das</strong>s die damit bezeichneten<br />
Entitäten keine Takte im Sinn der<br />
„westlichen“ Musik sind. Zwei Phänomene<br />
unterscheiden sie von Takt. Ihre Einheiten<br />
entstehen nicht dadurch, <strong>das</strong>s eine bestimm-<br />
5 Hurşit Ungay, S. 37.