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winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

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Johannes Aquila – Ein bedeutender pannonischer Me<strong>ist</strong>er der gotischen Wandmalerei<br />

Weil es einen guten Beweis für die Tatsache liefert,<br />

wie eng einst der westpannonische Raum<br />

über Staats- und Sprachgrenzen hinweg verbunden<br />

war, viel mehr als etwa im 20. Jahrhundert!<br />

Das mittelalterliche Radkersburg war eine der<br />

bedeutendsten Städte der Steiermark. Hier<br />

wurden die häufig mit Hilfe von Flößen hergebrachten<br />

Produkte des Oberlandes – Eisen,<br />

Holz, Salz und gewerbliche Produkte – mit<br />

den Erzeugnissen des pannonischen Unterlandes<br />

– Getreide, Wein, Schlachtvieh – ausgetauscht.<br />

<strong>Es</strong> gab in Radkersburg auch ein<br />

ortsansässiges handwerklich gut entwickeltes<br />

Bürgertum, welches auf seinem im Schnittpunkt<br />

zweier Produktionsräume liegenden<br />

Standort gute Lebensmöglichkeiten vorfand<br />

und dadurch starke stadtbildende Kräfte entwickeln<br />

konnte. Diese südoststeirische Stadt<br />

des 14. Jahrhunderts war die Geburtsstätte<br />

des Malers Johannes Aquila, eindeutig beweisbar<br />

durch seine eigene Signatur auf einem Bild<br />

der Kirche von Martjanci „Johannes Aquila de<br />

Radkersburga oriundus.“<br />

Die kunsth<strong>ist</strong>orische Forschung konnte schon<br />

frühzeitig feststellen, <strong>das</strong>s die wirtschaftliche<br />

Bedeutung der von Aquila und seinem Team<br />

geschaffenen Wandbilder nicht nur in deren<br />

künstlerischer Qualität oder in ikonographischen<br />

Motiven sondern auch in der Bedeutung<br />

der Beschriftungen ihrer Komposition<br />

liegt. Diese geben uns oft unschätzbar wichtige<br />

Hinweise auf die Entstehung der einzelnen<br />

Werke beziehungsweise auf die Person des<br />

Künstlers. Dass Johannes Aquila zu seiner Zeit<br />

schreiben konnte – und zwar in einer kalligraphisch-künstlerisch<br />

bemerkenswerten Fertigkeit<br />

– war zu dieser Zeit, also in den letzten<br />

Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts, absolut keine<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

Über die Person des Johannes Aquila wissen<br />

wir leider ziemlich wenig. Allein sein Geburtsort<br />

<strong>ist</strong> uns bekannt, sein Geburtsjahr und der<br />

Zeitpunkt seines Ablebens sind uns hingegen<br />

nicht überliefert. Nur die Gesichtszüge<br />

des Künstlers sind uns zweifelsfrei bekannt –<br />

dank seiner so bedeutsamen und interessanten<br />

Selbstbildnisse. Bei den einzelnen Lebensdaten<br />

sind wir vielfach auf Schätzungen angewiesen<br />

und auch auf zeitliche Interpolationen.<br />

Das uns bisher bekannte früheste Wandbild<br />

Aquilas befindet sich im westungarischen Velemér.<br />

Die Wandbilder der dortigen kleinen<br />

Kirche stammen einwandfrei von Johannes<br />

Aquila, sie wurden 1377/78 geschaffen. Unser<br />

Künstler muss zu diesem Zeitpunkt bereits ein<br />

in sich gefestigter, erfahrener Künstler gewesen<br />

sein, der auch in der Lage war, seine Mitarbeiter<br />

zu führen. Mit Recht kann demnach angenommen<br />

werden, <strong>das</strong>s Aquila zu dieser Zeit<br />

etwa dreißig Jahre alt war, somit kann sein Geburtsdatum<br />

etwa auf die Zeit zwischen 1345<br />

und 1350 angesetzt werden. Auch den Zeitpunkt<br />

seines Todes können wir nur mit Hilfe<br />

von Schätzungen bestimmen. Das letzte uns<br />

bekannte Werk Aquilas befindet sich in der<br />

früheren Kirche des Augustinerordens im steirischen<br />

Fürstenfeld, es entstand im Jahre 1405.<br />

Sollte der Künstler kurz danach verstorben sein,<br />

so befand er sich schätzungsweise zwischen<br />

dem 58. und dem 60. Lebensjahr. Angesichts<br />

der zur damaligen Zeit üblichen Lebenserwartung<br />

kann nur gesagt werden, <strong>das</strong>s unser aus<br />

Radkersburg gebürtiger, verdienter Me<strong>ist</strong>er der<br />

gotischen Wandmalerei eine für damalige Begriffe<br />

große Lebensspanne aufwies.<br />

Auf Aquilas Lebenszeit entfiel in Mitteleuropa<br />

eine bedeutende Änderung in der bilden-<br />

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