winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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Mureck n Cmurek Franz Ločičnik<br />
drängen. Die me<strong>ist</strong>en Bürger von Cilli werden<br />
frühmorgens von der Trompete aus der nahen<br />
Kaserne geweckt, in der <strong>das</strong> berühmte 87. Infanterieregiment<br />
stationiert <strong>ist</strong>.<br />
Noch bevor die Stadt endgültig erwacht, müssen<br />
die unzähligen Bäuerinnen die Plätze beziehen,<br />
um ihre Ware herzurichten und feilzubieten.<br />
Das Angebot <strong>ist</strong> reichhaltig und bunt: Gemüse,<br />
schön geschlichtet, Salate, Kartoffeln in großen<br />
Körben, Mais, Milch, Topfen, Käse, Eier, Fett,<br />
Geflügel, Kaninchen, kurzum, alles was <strong>das</strong><br />
Herz begehrt. Auf dem Hauptplatz, rund um<br />
<strong>das</strong> Mariendenkmal haben die italienischen<br />
Händler ihre Stände, auf denen sie Südfrüchte<br />
und Gewürze anbieten. Auf dem Kirchenplatz<br />
stehen die Krämer mit ihren Töpferwaren und<br />
allerlei Geschirr. Holz, Kohle und Stroh bekommt<br />
man am Kaiser Franz Joseph Platz.<br />
Etwa um sieben Uhr finden sich die ersten<br />
Kunden ein und zwei Stunden später <strong>ist</strong> es<br />
rund um die Markstände lebendig wie in einem<br />
Bienenstock. Köchinnen und Dienstmägde der<br />
bürgerlichen Familien drängen sich mit großen<br />
Körben rund um die Standln und feilschen<br />
lautstark mit den Marktfrauen um den Preis.<br />
Dabei wird hauptsächlich slowenisch gesprochen.<br />
Nur die Dienstmägde der besonders ange-<br />
Maroni, Sterz und Muskateller<br />
sehenen deutschen Bürgerfamilien<br />
sprechen<br />
<strong>das</strong> so genannte „Küchendeutsch“,<br />
um zu<br />
zeigen, wie gut sie diese<br />
Sprache schon erlernt<br />
haben.<br />
Besonders groß <strong>ist</strong> der<br />
Andrang <strong>immer</strong> bei jenem<br />
Stand, wo man die<br />
hervorragenden Würstel aus Wiener Neustadt<br />
und den echten Olmützer Quargel bekommt.<br />
Auch ein Eisverkäufer bahnt sich im Sommer<br />
mit seinem Handwagen den Weg durch die<br />
dichte Menschenmenge und lässt vor allem die<br />
Herzen der Kinder höher schlagen, die mit ihren<br />
Gouvernanten unterwegs sind.<br />
Mit lautem Peitschenknallen versuchen die<br />
Fuhrleute auf sich aufmerksam zu machen, um<br />
ihre schwere Last sicher und ohne Unfall an ihr<br />
Ziel zu bringen. Auch Soldaten gehören zum<br />
alltäglichen Straßenbild von Cilli. Me<strong>ist</strong> marschieren<br />
sie in Kolonnen, mit Trommler und<br />
Trompeter an der Spitze zu ihren Übungsplätzen<br />
außerhalb der Stadt. Kurz vor acht Uhr<br />
morgens machen sich auch die Gemeinde- und<br />
Staatsdiener auf den Weg in ihre Kanzleien,<br />
nicht ohne zuvor noch schnell auf einen „kleinen<br />
Schwarzen“, einen „Verlängerten“ oder eine<br />
„Melange“ in eines der zahlreichen Cafehäuser<br />
zu gehen.<br />
Auch die Müßiggänger von Cilli sind um diese<br />
Zeit schon auf der Straße: Me<strong>ist</strong> sind es Arbeitslose<br />
und Insassen aus dem städtischen Armenhaus,<br />
die ihr weniges Geld in Bier und<br />
Schnaps umsetzen. Überhaupt sind alle Lokale<br />
den ganzen Tag über bestens frequentiert.<br />
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