winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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und weitere sechs Leidensgenossen nach und<br />
nach in einem Waldstück nahe der Schule von<br />
Kalch begraben. Alan Braun kehrte mit anderen<br />
Überlebenden nach Ungarn zurück, wobei<br />
sie zwischendurch von sowjetischen Soldaten<br />
angehalten und wie Kriegsgefangene behandelt<br />
wurden. Erst als sie glaubhaft machen konnten,<br />
<strong>das</strong>s sie ehemalige Gefangene in einem deutschen<br />
Lager waren, konnten sie ihren Weg nach<br />
Budapest und weiter nach Miskolc fortsetzen.<br />
Späte Ehrung. Das sowjetische XVIII. Panzerkorps<br />
überwand bereits am 31. März 1945<br />
die „Reichsschutzstellung“ im Raum Neuhaus<br />
am Klausenbach und Kalch und stieß bis zum<br />
steirischen Kurort Bad <strong>Gleiche</strong>nberg vor. 18<br />
Neuhaus am Klausenbach lag nun im Hinterland<br />
der Front, und die Leiden der Bevölkerung<br />
waren noch lange nicht beendet (Frauen und<br />
Mädchen mussten sich vor den Übergriffen<br />
sowjetischer Trosssoldaten in den beiden Kirchen<br />
verstecken). Nach dem Ende der Kampfhandlungen<br />
im südoststeirisch-südburgenländischen<br />
Grenzraum im Frühjahr 1945 wurden<br />
dann im Sommer 1945 die Besatzungszonen<br />
festgeschrieben, die zehn Jahre lang ihre Gültigkeit<br />
behalten sollten. Während die Steiermark<br />
britisches Besatzungsgebiet wurde, blieben<br />
im Burgenland sowjetische Soldaten als<br />
Besatzer. Das Verhältnis zwischen der Bevölkerung<br />
und den sowjetischen Soldaten war<br />
nicht <strong>immer</strong> störungsfrei. So gab es noch im<br />
Oktober 1946 eine Schießerei mit Verletzten<br />
zwischen betrunkenen Soldaten nach einer<br />
Tanzunterhaltung in einem Gasthaus in<br />
Neuhaus am Klausenbach. 19 Der Kaufmann<br />
18 Manfried Rauchensteiner, Der Krieg in Österreich 1945, 2.<br />
Aufl. Wien 1984, S. 249f.<br />
19 Sonja Wagner, „Der Sowjetstern auf dem Schloßberg“. Besatzungserfahrungen<br />
im Burgenland, in: Stefan Karner – Barbara<br />
Stelzl-Marx (Hg.), Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische<br />
Besatzung 1945–1955. Beiträge. Graz – Wien – München 2005,<br />
S. 498.<br />
Eine Begegnung – oder „Wer <strong>immer</strong> ein Menschenleben rettet ...“<br />
Alfons Freißmuth kehrte aus dem Krieg nach<br />
Neuhaus am Klausenbach zurück. Die Ehe<br />
mit seiner Frau Rosa wurde aber bereits 1949<br />
geschieden. Sie verließ Neuhaus und übersiedelte<br />
in der Folge nach Oberösterreich. Mit<br />
ihrer zweiten Eheschließung erhielt sie den<br />
Namen Rosa Schreiber.<br />
Der 17-jährige Alan Braun musste im Frühjahr<br />
1945 ohne seine Familie nach Ungarn zurückkehren.<br />
Sein Vater war am Tag nach der<br />
Befreiung in Kalch verstorben, seine Mutter<br />
und seine Großeltern waren im KZ Auschwitz<br />
umgekommen.<br />
1949 emigrierte Alan Braun in die USA, wo<br />
er den Familiennamen Brown annahm. Später<br />
übersiedelte er nach Kanada (er lebt aber<br />
heute wieder in den USA). Er gründete mit seiner<br />
Frau Barbara eine Familie. 1961 besuchte<br />
Alan Brown, der gerade an seiner Dissertation<br />
arbeitete, Österreich und suchte auch <strong>das</strong> Grab<br />
seines Vaters. Er ließ dann 16 Jahre nach dem<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem Grab in<br />
Kalch einen Grabstein für seinen Vater Sandor<br />
Braun errichten. Daneben suchte Alan Brown<br />
auch die Frau, die ihm 16 Jahre zuvor mit Brot<br />
und Medikamenten geholfen hatte. Er erfuhr<br />
ihren Namen und nahm mit Rosa Schreiber<br />
in Linz Kontakt auf. <strong>Es</strong> folgten einige gegenseitige<br />
Besuche, und Rosa Schreiber wurde für<br />
Dr. Alan Brown „a part of our family“. 20<br />
Die zuletzt in Gmunden wohnhafte Rosa<br />
Schreiber wurde auf Initiative von Dr. Alan<br />
Brown im Oktober 1995 vom Holocaust Memorial<br />
Center bei Detroit für Ihre 40 Jahre<br />
zuvor in Neuhaus am Klausenbach gele<strong>ist</strong>ete<br />
Hilfe ausgezeichnet. Ebenso wurde für sie<br />
20 E-Mails von Dr. Alan Brown an den Verfasser (22.7.<strong>2006</strong> und<br />
14.11.<strong>2006</strong>).<br />
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