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winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

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Ein denkender und fühlender Pannonier<br />

tisch bewohnte Međimurje (ung. Muraköz,<br />

dt. Murinsel) mit dem Vorort Čakovec (ung.<br />

Csákornya, dt. Tschakathurn) kamen nebst<br />

dem so genannten Baranya-Dreieck und der<br />

südlichen Bačka aus Gnaden Hitler-Deutschlands<br />

wieder zu Ungarn zurück. Das slowenische<br />

Murgebiet, Pavels engere Heimat,<br />

stand somit von April 1941 bis April 1945<br />

unter ungarischer Verwaltung. Als der Posten<br />

des Gymnasialdirektors vom damaligen Muraszombat<br />

(slow. Murska Sobota, dt. Olsnitz)<br />

von der nunmehr ungarischen Oberbehörde<br />

neu zu besetzen war, war man in Szombathely<br />

allgemein überzeugt, <strong>das</strong>s es keinen besseren<br />

Kandidaten für diesen heiklen Posten als Dr.<br />

Pavel geben würde, allein schon wegen seiner<br />

exzellenten slowenischen Sprachkenntnisse.<br />

Warum der denkbar beste Kandidat danach<br />

nicht den Direktorsposten erhielt, kann man<br />

heute nicht mehr mit Genauigkeit sagen. <strong>Es</strong><br />

<strong>ist</strong> aber anzunehmen, <strong>das</strong>s Dr. Pavel wegen seiner<br />

allzu „slawophilen“ Einstellung nicht zum<br />

Zuge kam. Direktor wurde ein älterer, dem<br />

Prämonstratenserorden angehörender Pädagoge,<br />

Dr. Törnar, der ebenfalls slowenische<br />

Wurzeln hatte. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> allerdings nicht auszuschließen,<br />

<strong>das</strong>s Dr. Pavel, der sein Doktorat<br />

1913 „summa cum laude“ mit einer Dissertation<br />

über ein Thema der vergleichenden Slaw<strong>ist</strong>ik<br />

erwarb, wegen des unsicheren Kriegsausganges<br />

keine besondere Neigung zeigte,<br />

im voraussichtlich nur vorübergehend von<br />

Ungarn besetzten, vormals jugoslawischen<br />

Gebiet, eine exponierte Stelle einzunehmen.<br />

Sollte es so gewesen sein, so waren die Vorahnungen<br />

des absolut antifasch<strong>ist</strong>isch eingestellten<br />

Dr. Pavel gänzlich richtig, da die 1941<br />

vorübergehend zu Ungarn zurückgekehrten,<br />

zwischen 1918 und 1941 zu Jugoslawien gehö-<br />

1 2<br />

renden Gebiete, im Frühjahr 1945 wieder zu<br />

Jugoslawien kamen. 3<br />

Dessen ungeachtet, verschloss sich Dr. Pavel<br />

während der ungarischen Herrschaft über seine<br />

engere Geburtsheimat nicht, gute Dienste<br />

für diese zu le<strong>ist</strong>en. So ordnete er beispielsweise<br />

1943 <strong>das</strong> Material des Museums von Murska<br />

Sobota, weiters hielt er ungarische Sprachkurse<br />

für die Lehrer des Murgebietes ab, 1944<br />

schrieb er eine ungarische Grammatik für die<br />

slowenischen Lehrer etc.<br />

Dr. August Pavel war auch eifriger Literat und<br />

Übersetzer. Er war Mitglied mehrerer Literaturvereine,<br />

seit 1940 auch des Pen Clubs. Seine<br />

beste Form aber zeigte er bei den kunstvollen<br />

Übersetzungen. Hier erwies sich August Pavel<br />

als echter Sohn Pannoniens. Er befasste sich<br />

vor allem mit dem Werk Ivan Cankars. Pavel<br />

ging auch einem äußerst interessanten kulturgeschichtlichen<br />

Phänomen nach, der Bedeutung<br />

der beiden Hunyadys in der slowenischen<br />

Volksdichtung. János (Johann) Hunyady war<br />

der berühmte Feldherr, der 1456 bei Belgrad<br />

die Türken empfindlich schlug. Hunyady der<br />

Ältere versuchte im 15. Jahrhundert, die Völker<br />

der Balkanhalbinsel zum Zweck der Abwehr<br />

gegen die drohende türkische Expansion<br />

des zu einen. Sein Sohn, Matthias Hunyady,<br />

genannt Corvinus (Corvus, der Rabe war <strong>das</strong><br />

Wappentier des Hunyady-Geschlechts) war der<br />

bekannte „Volkskönig“ Ungarns, sein Beiname<br />

war „Az igazságos“ („der Gerechte“). Teils wegen<br />

seiner gegen die Türken geführten Kriege,<br />

teils auf Grund seiner volksnahen Herrschaftsweise<br />

drang die Figur dieses Königs tief in die<br />

Volksdichtung der Südslawen, so auch in die<br />

3 Im April 1941 wurden 11, 475 km² jugoslawisches Territorium<br />

mit 1,030,027 Einwohnern, davon 39% Magyaren, von Ungarn<br />

besetzt.

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