winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Johannes Aquila – Ein bedeutender pannonischer Me<strong>ist</strong>er der gotischen Wandmalerei<br />
frühere Oberhaupt dieses Adelshauses, Miklós<br />
I., war Banus von Kroatien und Slawonien<br />
(1285–1359), er erwarb im Jahre 1322 die<br />
Herrschaft von Turnišče auf Grund seines<br />
hohen Hofamtes. Von hier stammt der ungarische<br />
Ortsname Bántornya – also Turm des<br />
Banus’ – für Turnišče. Seine Abkömmlinge<br />
waren ebenfalls hoch gestellte ungarische Magnaten.<br />
Sie waren Aquila bestens bekannt, hatte<br />
doch dieses Magnatengeschlecht die Personatsrechte<br />
über die Kirche von Turnišče inne<br />
und war somit auch Auftraggeber des Malers.<br />
Diese Vornehmen also wollte Aquila nachahmen,<br />
als er sich in ungarischer Adelstracht<br />
abgebildet hatte? Warum aber tolerierte all<br />
dies die Adelsfamilie der Bánffy? Aus einem<br />
„Spleen“, aus einer herrischen Nonchalance?<br />
Oder aber hatte Aquila irgendeine familiäre<br />
Beziehung zu diesen Großgrundbesitzern?<br />
War der Maler vielleicht ein Abkömmling, ein<br />
illegaler Spross dieses Magnatengeschlechts?<br />
Fragen über Fragen! Oder war der Künstler<br />
einfach nur ein Snob, dessen Spielerei seitens<br />
der Bauherren stillschweigend toleriert wurde?<br />
Man wird es nie erfahren.<br />
Dieser Gedankengang berührt freilich auch<br />
<strong>das</strong> Thema der nationalen Zugehörigkeit des<br />
Malers Aquila. Fest steht, <strong>das</strong>s die ersten drei<br />
Schauplätze des Oeuvres dieses verdienten<br />
Künstlers der Gotik im letzten Drittel des<br />
14. Jahrhunderts, im damaligen Ungarn standen.<br />
(Velemér, Bántornya, Mártonhely – die<br />
beiden Letzteren heute Turnišče bzw. Martjanci.)<br />
Eine logische Frage <strong>ist</strong>, welche Beziehung<br />
Aquila sonst noch zu diesem Land hatte;<br />
konnte er etwa Ungarisch, eventuell auch Slowenisch?<br />
Fest steht, <strong>das</strong>s Johannes Aquila, wie<br />
die me<strong>ist</strong>en Künstler seiner Zeit, eigentlich ein<br />
Wanderkünstler war. Seine Werke in Radkers-<br />
122<br />
burg, seinem nachweislichen Geburtsort, zeigen<br />
eine starke Bindung zu dieser steirischen<br />
Stadt (Pfarrkirche, ehemalige Augustinerkirche,<br />
P<strong>ist</strong>orhaus), doch nicht mehr.<br />
Wie kam er aber zu den Aufträgen im benachbarten<br />
Königreich Ungarn? Die Antwort <strong>ist</strong><br />
einfach. Im damaligen südwestlichen Ungarn,<br />
zu dem auch <strong>das</strong> heutige Pomurje gehörte,<br />
gab es weder Städte noch Künstler oder einen<br />
Handwerkerstand. Radkersburg allein hatte<br />
damals in diesem Mikrokosmos die auch für<br />
Künstler unverzichtbare Urbanität und Atmosphäre,<br />
die nötige Infrastruktur.<br />
<strong>Es</strong> <strong>ist</strong> eine heute nur mehr wenig bekannte<br />
Tatsache, <strong>das</strong>s die kunsth<strong>ist</strong>orische Forschung<br />
des 19. Jahrhunderts sowohl die Wandbilder<br />
der bekannten Rundkirche von Selo als auch<br />
jene von Murska Sobota dem Künstler Aquila<br />
zugeschrieben hatte.<br />
Diesen Standpunkt vertrat auch der erste Forscher<br />
des Aquila-Oevres, der verdiente Wissenschafter<br />
Dr. Flóris Rómer um 1860. Erst<br />
die Forschung des 20. Jahrhunderts – hier <strong>ist</strong><br />
vor allem der bedeutende slowenische Kunsth<strong>ist</strong>oriker<br />
Dr. France Stele zu nennen, brachte<br />
ein endgültiges Ergebnis zu diesen Annahmen,<br />
indem die Autorenschaft Aquilas der genannten<br />
beiden Kunstwerken verneint wurde.<br />
Befassen wir uns auch mit dem Namen des<br />
Künstlers. „Aquila“ <strong>ist</strong> so gut wie sicher ein<br />
Künstlername und keine ererbte Familienbezeichnung.<br />
Dieser Künstlername hat gewiss<br />
mit dem Namen des Schutzheiligen der Radkersburger<br />
Urpfarre, nämlich mit Johannes<br />
dem Täufer, zu tun, ebenso wie sein Taufname.<br />
Aquila <strong>ist</strong> die lateinische Namensform für