winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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der Slowenen ein. Pavel übersetzte auch <strong>das</strong> von<br />
Imre Madách verfasste Nationaldrama der ungarischen<br />
Romantik „Az ember tragédiája“ ins<br />
Slowenische. Durch Pavels literarische Tätigkeit<br />
zieht sich wie ein roter Faden <strong>das</strong> Bestreben,<br />
die beiden, seinem Herzen so nahe stehenden<br />
Völker, die Slowenen und die Ungarn,<br />
einander näher zu bringen.<br />
Zu diesem Thema <strong>ist</strong> eine leider allgemein gültige<br />
Bemerkung hinzuzufügen. <strong>Es</strong> geht um die<br />
Kenntnisse der donaueuropäischen Völker über<br />
die ge<strong>ist</strong>ig-kulturellen Le<strong>ist</strong>ungen und Befindlichkeiten<br />
ihrer unmittelbaren Nachbarn. Die<br />
traurige Wahrheit <strong>ist</strong>, <strong>das</strong>s diese Völker, obwohl<br />
sie seit dem frühen Mittelalter in einer unmittelbaren<br />
Nachbarschaft leben, fast gar nichts<br />
über ihre Anrainer wissen. Bei diesem bedauerlichen<br />
Thema bildet leider auch Österreich<br />
nicht die geringste Ausnahme. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> beschämend,<br />
aber wahr, <strong>das</strong>s gerade die Österreicher,<br />
die sich so gerne rühmen, so viel Verständnis<br />
für ihre Nachbarvölker zu besitzen, außer von<br />
einigen derer Nationalspeisen, sonst kaum irgendwelche<br />
Kenntnisse über deren Kulturle<strong>ist</strong>ungen<br />
haben. Seien wir uns doch ehrlich:<br />
Welcher Österreicher kennt schon einen kroatischen<br />
Dichter, einen ungarischen Dramatiker<br />
oder einen slowakischen H<strong>ist</strong>oriker? Das <strong>Gleiche</strong><br />
gilt leider auch, wenn etwa ein Serbe, ein<br />
Ungar oder ein Slowake befragt würde. Auch<br />
dort wäre mehrheitlich nur eine beschämte<br />
Stille als Antwort zu erwarten.<br />
Pavel erkannte bereits frühzeitig, welche Gefahren<br />
hinter dieser Indolenz der donaueuropäischen<br />
Völker in Bezug auf die Kulturle<strong>ist</strong>ungen<br />
ihrer unmittelbaren Nachbarn<br />
steckten. Leider war aber <strong>das</strong> 20. Jahrhundert<br />
keine günstige Zeit für die Verständigung der<br />
Ein denkender und fühlender Pannonier<br />
Völker „Zwischeneuropas“, also jener europäischen<br />
Mitte, die eingeklemmt zwischen den<br />
beiden aggressiv-imperial<strong>ist</strong>ischen Großmächten<br />
Hitler-Deutschlands und Stalin-Russlands<br />
diesen nicht nur ausgeliefert, sondern von diesen<br />
auch gegenseitig ausgespielt wurden.<br />
Hiezu kam dann nach 1949 der paranoide<br />
Hass Stalins auf Titos Jugoslawien, der kommun<strong>ist</strong>ische<br />
Bruderzw<strong>ist</strong>, der in Wirklichkeit<br />
ein ideologischer Machtkampf mit oft<br />
fast kriegsähnlichen Mitteln war. Dr. August<br />
Pavel entging durch seinen bedauerlich frühen<br />
Tod ganz gewiss einer persönlichen Verfolgung,<br />
da <strong>das</strong> rein sowjetische dominierte<br />
KP-Regime Ungarns, <strong>das</strong> in hündischer Ergebenheit<br />
den sowjetischen Angriffen auf Tito-<br />
Jugoslawien folgte, eine aggressive, feindliche<br />
Position gegen dieses Land bezog und sämtliche<br />
Tito-Sympathisanten, aber auch Leute<br />
mit irgendwelchen Kontakten zum südlichen<br />
Nachbarland, unbarmherzig verfolgte. So<br />
etwa wurde der damalige ungarische Außen-<br />
und vormalige Innenmin<strong>ist</strong>er László Rajk, ein<br />
glühender Kommun<strong>ist</strong>, 1949 mit zwei Mitangeklagten<br />
wegen vorgeblicher Spionage zu<br />
Gunsten Tito-Jugoslawiens zum Tode verurteilt<br />
und hingerichtet.<br />
Das war auch die Zeit (1949–1953), während<br />
der die südslawische Minderheit Ungarns<br />
mehr als schikaniert und zum Teil auch aus<br />
dem Grenzgebiet zwangsweise ausgesiedelt<br />
wurde. In diesen Jahren reichte die Tatsache,<br />
<strong>das</strong>s man Verwandte in Jugoslawien hatte, um<br />
Verfolgungen ausgesetzt zu werden. August<br />
Pavel wäre gewiss aufrichtig genug gewesen,<br />
seine Herkunft und seine Verbundenheit zum<br />
slowenischen Volk nicht zu verleugnen. Der<br />
frühe Tod dieses treuen Sohnes zweier Völker<br />
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