winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša
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„Wo man mit Blut die Grenze schrieb ...“ – Ein Traum samt Deutung<br />
chenwirrwar zwischen Schifahrern und Hüttenwirten<br />
auf der einen Seite, und der internationalen<br />
Wissenschaftswelt auf der<br />
anderen. Die herrliche Frage „Noch<br />
a Schnapserl?“ an jemanden, der<br />
weit her kommt, um gerade einer<br />
eher von Schnapsseligkeit und<br />
nicht von Slowenien bedrohten<br />
Provinz auf die Sprünge in<br />
die Gegenwart zu helfen.<br />
Beides brauche ich, und<br />
Träume offerieren es. In<br />
politisch und zwischenmenschlich<br />
verfahrenen<br />
Situationen hilft oft nur<br />
paradoxe Intervention<br />
weiter, und man braucht<br />
viel Ironie und Selbstironie,<br />
um dann nicht größeren Schaden<br />
zu bewirken. Manchmal hilft<br />
auch bloße Ratlosigkeit, wenn man<br />
sich in diese nicht bequem zurücklehnt,<br />
sondern sie den Ratlos-Machenden<br />
auch sagt.<br />
Im meinem Traum stecken<br />
aber auch einfachere Dinge.<br />
Z. B. <strong>das</strong>s es eigentlich<br />
schön wäre, wenn<br />
internationaler Friede<br />
und lokaler ineinander<br />
spielen würden. Und noch<br />
einfachere: <strong>das</strong>s dabei sogar<br />
Kärnten eine positive, international<br />
bemerkbare Rolle<br />
spielen könnte. Darin äußert<br />
sich ein heimlicher, verdrängter<br />
Stolz auf Heimat, ohne den man<br />
wohl nicht auskommen kann. Hat er<br />
keine Ansatzpunkte, so reduzieren sich<br />
32<br />
Gedanken auf Gefühle und jene wiederum<br />
auf Bilder politisch unkontaminierter<br />
Kindheitslandschaft. (Das scheint<br />
mir übrigens auch ein Movens von<br />
Peter Handkes langsamer, aus<br />
tiefer Romantik kommender,<br />
aber nie gelingender Heimkehr<br />
zu sein).<br />
Schließlich: <strong>das</strong> in den<br />
Wald hineingez<strong>immer</strong>te<br />
Bücherregal. Darüber<br />
denke ich besonders<br />
nach und werde nicht<br />
fertig damit. Wie Natur<br />
und Kultur da aufeinanderprallen,<br />
die „Natur in einem<br />
selbst“ mit der erlernten (Reflexions-<br />
)„Kultur“. „<strong>Es</strong>“ und „Über-Ich“?<br />
Heimatliebe und Rationalität? Hilft<br />
Reflexion überhaupt, wenn wir es<br />
mit „naturwüchsigen“ Phänomenen<br />
zu tun haben, wie sie in der<br />
Kärntner (und in jeder!)<br />
Geschichte durchscheinen<br />
und durchbrechen?<br />
Ich verstehe <strong>das</strong> Traumbild<br />
vom büchergespickten<br />
Lärchenwald als einen<br />
großartigen Witz, der unerträgliche<br />
und gefährliche<br />
Spannungen aufzuheben<br />
vermag, ohne sie auszulöschen.<br />
Man kann dann auch<br />
wieder lachen, am besten gemeinsam<br />
und auch über sich selbst.<br />
Das Lachen freilich kann Nachdenkarbeit<br />
und politisches Engagement<br />
nicht ersetzen, es macht beides nur erträglicher<br />
– für einen selbst und für andere.