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winter/zima 2006/2007 Es ist immer das Gleiche ... - Pavlova hiša

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Eine Begegnung – oder „Wer <strong>immer</strong> ein Menschenleben rettet ...“<br />

auch anderen jüdischen Zwangsarbeitern und<br />

setzte sich damit selbst einer großen Gefahr<br />

aus. Die Bewachungsmannschaft (vor allem<br />

SS-Soldaten) der Juden oder die im Ort befindlichen<br />

deutschen Gendarmen hätten ihre<br />

verbotene Hilfele<strong>ist</strong>ung für einen Juden jederzeit<br />

entdecken können. 15<br />

Alan Brown. Der erwähnte Jude hieß Alan<br />

Braun und war Anfang des Jahres 1945 noch<br />

keine 17 Jahre alt. Er wurde am 20. März 1928<br />

als Sohn von Erma und Sandor Braun im nordostungarischen<br />

Miskolc geboren. 16 Der Vater<br />

war Getreidehändler, die Mutter Lehrerin an<br />

einer jüdischen Schule. Alan Braun wuchs in<br />

einem orthodoxen Haus auf.<br />

Sandor Braun wurde bereits 1943 zur Zwangsarbeit<br />

eingezogen (den Juden in Ungarn war<br />

zwar der Militärdienst mit der Waffe untersagt,<br />

sie mussten aber ihm Rahmen der Armee<br />

Zwangsarbeit le<strong>ist</strong>en). Im März 1944 wurde<br />

Ungarn von den Deutschen besetzt, und damit<br />

begann für die ungarischen Juden der Leidensweg,<br />

der für einen Großteil von ihnen in<br />

Auschwitz endete. Alan Braun war damals<br />

erst 16 Jahre alt, gab sich aber als 18-Jähriger<br />

aus – dies rettete sein Leben. Er wurde zur<br />

Zwangsarbeit in eine Kohlenmine bei Košice<br />

(heute Südostslowakei) gebracht, wo er seinen<br />

Vater wieder traf. Beide kamen dann später in<br />

eine Fabrik in Budapest, ehe sie im Dezember<br />

1944 in ein Lager in Sopron deportiert wurden.<br />

Von Sopron gelangten beide dann zuerst in<br />

ein Lager nach Feldbach und dann weiter nach<br />

15 Szabolcs Szita, Zwangsarbeit, Todesmärsche, Überleben, S. 119<br />

erwähnt die „opferreiche Hilfe der Ortsapothekerin“. Gegen sie<br />

sei auch die SS eingeschritten, sie sei zweimal verhört worden.<br />

Könnte damit Rosa Freißmuth gemeint sein (die auch im „Lexikon<br />

der Gerechten unter den Völkern“ fälschlicherweise als<br />

Apothekerin bezeichnet wird)?<br />

16 http://holocaustcenter.org/OralH<strong>ist</strong>ory/Synopsis.php?file=190<br />

(1.3.<strong>2006</strong>); http://www.holocaustcenterbn.org/survivors/alan_<br />

brown/ (1.3.<strong>2006</strong>).<br />

10<br />

Neuhaus am Klausenbach, wo sie bald mit der<br />

Brutalität der SS-Wachen konfrontiert wurden.<br />

Sie mussten mit den anderen jüdischen<br />

Zwangsarbeitern Panzergräben ausheben. Auf<br />

Grund der schlechten Verpflegung und der unbeschreiblichen<br />

hygienischen Zustände im Lager<br />

erkrankten bald auch Sandor Braun und<br />

sein Sohn Alan an Flecktyphus. Sie hüteten sich<br />

aber davor, ins Lazarett gebracht zu werden, da<br />

von dort niemand zurückkehrte. So wandte<br />

sich Alan Brown eines Nachts an Rosa Freißmuth,<br />

die Besitzerin des Kaufhauses, um Hilfe,<br />

was schließlich ihr Überleben ermöglichte.<br />

Ende März 1945 wurden die noch marschfähigen<br />

ungarischen Juden von ihren Bewachern<br />

in einem Gewaltmarsch nach Mauthausen getrieben.<br />

Alan und Sandor Braun wurden aber<br />

mit einigen anderen Kranken auf Lastwagen<br />

verladen, vielleicht um sie zu exekutieren.<br />

Nach einigen Kilometern mussten sie wieder<br />

vom Lastwagen herunter und wurden von ihren<br />

Bewachern überraschend zurückgelassen.<br />

Diese flohen offenbar vor den heranrückenden<br />

sowjetischen Truppen. Am nächsten Tag<br />

wurden die kranken ungarischen Juden von<br />

sowjetischen Soldaten befreit. Der Vater Sandor<br />

Braun verstarb aber in der folgenden Nacht<br />

und musste von seinem Sohn Alan mit Hilfe<br />

anderer Überlebender begraben werden. Braun<br />

und andere Kranke waren zu diesem Zeitpunkt<br />

in der damals leer stehenden Schule von Kalch<br />

untergebracht. Diese Schule diente als Krankenstation<br />

für typhuskranke Stellungsbauarbeiter,<br />

wie ein Bericht der damals noch selbstständigen<br />

Gemeinde Kalch aus dem Jahre 1957<br />

festhielt. 17 Jedenfalls wurden Sandor Braun<br />

17 BLA, A/VIII/11/ – Ereignisse 1945–1956, Berichte der Gemeinden,<br />

Kalch; Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das<br />

Schicksal der jüdischen Zwangsarbeiter in Krottendorf und<br />

Kalch; in: Gerhard Baumgartner – Eva Müllner – Rainer Münz<br />

(Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse und kulturelle<br />

Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 129.

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