PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 101<br />
hinaus, die eigenen Kräfte zu reorganisieren und neue Bündniskonstellationen zu<br />
entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt befand sich lediglich eine bayerische Division bei der<br />
Großen Armee in Mitteldeutschland; ein zweites Kontingent von ca. 8.000 Mann verharrte<br />
an der bayerisch-thüringischen Grenze, ehe es auf Befehl Napoleons nach Thüringen<br />
abrücken mußte. 292<br />
In München drängte unterdessen der Kronprinz auf schnellen Bündniswechsel, ein<br />
Ansinnen, dem ein kühl agierender Staatsmann wie Montgelas seine Zustimmung<br />
versagen mußte, wußte er doch, daß erst der Eintritt Österreichs in die antinapoleonische<br />
Koalition dieser das entscheidende militärische Übergewicht verleihen würde.<br />
Österreich sollte für das weitere bayerische Vorgehen die entscheidende Rolle spielen.<br />
Metternich gelangte aufgrund seiner politischen Lagebeurteilung zu einer völligen<br />
Neubewertung der österreichischen Politik gerade Bayern gegenüber. Der Untergang<br />
Napoleons ließ ihn zwei für Österreich unannehmbare Szenarien befürchten. Zum einen<br />
eine Hegemonie Rußlands über Europa, zum anderen eine Revolutionierung ganz<br />
Deutschlands und dessen Einigung unter preußischer Fahne. Als Gegenmittel sah er ein<br />
zwar starkes, aber nicht mehr überwältigendes Frankreich vor sowie den Erhalt der<br />
süddeutschen Rheinbundstaaten auf der Basis eines weitgehenden Status quo, um jede<br />
preußische Ausdehnung Richtung Süden zu verhindern. Das starke, sich in seinen<br />
Grenzen selbst genügende Frankreich war unter den gegebenen Voraussetzungen von<br />
Napoleon nicht zu haben (Dresdner Gespräche), die österreichische Kriegserklärung am<br />
12.8.1813 somit die logische Folge.<br />
Anders lag die Sache im Süden. Bayern stand nun unter Zeitdruck, war man doch<br />
gezwungen, mit der richtigen, also siegreichen Partei zu koalieren. Zunächst verlegte man<br />
die Armee (Wrede) an den Inn, um ein eventuelles österreichisches Vorgehen zu<br />
verhindern, in Wirklichkeit, um sie vom mitteldeutschen Kriegsschauplatz fernzuhalten. In<br />
Vorwegnahme der künftigen Koalition verzichtete man beiderseits auf jedwede<br />
militärische Feindseligkeit. 293 Die diplomatischen Auseinandersetzungen werden durch<br />
einen Brief des Zaren (31.8.1813) eröffnet, in welchem sofortige Vereinigung der<br />
bayerischen mit den österreichischen Truppen bei russischer Garantie für den territorialen<br />
Besitzstand Bayerns bzw. adäquater Entschädigung gefordert wird. Max Joseph zauderte.<br />
Noch befinden sich bayerische Truppen in Napoleons Heer (Geiseln), noch ist Napoleon<br />
nicht geschlagen, obschon das konzentrische Vorgehen der Alliierten seinen<br />
Aktionsspielraum mehr und mehr einengt. Seinen am 15.9.1813 gefaßten Beschluß,<br />
292<br />
293<br />
vgl. Junkelmann, Marcus: Napoleon und Bayern. Von den Anfängen des Königreichs, S.305-308.<br />
Regensburg 1985<br />
vgl. ebd. S.309-312