PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 155<br />
Fragen wie zum Beispiel der Stellung zum Duell wurde die Burschenschaft durch ihre<br />
Sicht der Dinge in ein positives Licht gerückt, nicht burschenschaftliche Verbindung, allen<br />
voran die Landsmannschaften in ihrer Gesamtheit massiv kritisiert. Neben diesem<br />
publizistischen Standbein erhoffte sich die Germania durch den Vorstoß des<br />
Freistudenten Hubert Beckers zwecks Gründung einer „Allgemeinen akademischen<br />
Gesellschaftsaula“ eine öffentliche Agitationsplattform, mit deren Hilfe eine breite<br />
Studentenschicht angesprochen werden konnte. Während Beckers in seinem Aufruf vom<br />
14.2.1829 mit der Aula „die Pflege wissenschaftlicher und geselliger Unterhaltung“<br />
verband, formulierte Pistor seinerseits unverhohlen eine burschenschaftliche Position,<br />
indem er die „Idee der Einheit und Freiheit im Studentenleben gegen die<br />
Strohrenommisten und tatenscheuen Obskuranten“ verteidigte (13.6.1829). 455<br />
Weder die publizistische Arbeit noch die Versammlungen der Aula führten zur<br />
gewünschten Instrumentalisierung der Münchner Studentenszenerie im Sinne der<br />
germanischen Richtung, so daß sich im Laufe des Wintersemesters 1829/30 die<br />
Germania aus jenem Gremium zurückzog. Die Mitarbeit an der akademischen Zeitschrift<br />
erlosch bereits im August 1829. 456<br />
3.2.3. Die Germania und die Burschentage<br />
Der Burschentag im März 1829 in Würzburg fand ohne Münchner Beteiligung statt. Die<br />
Motive dafür liegen im Dunkeln, die Aussagen dazu sind widersprüchlich. Fakt scheint<br />
zunächst zu sein, daß die Münchner Germania erst im Sommer 1829 in den Allgemeinen<br />
Verband aufgenommen wurde, also zum Zeitpunkt des Würzburger Burschentages gar<br />
kein Mitglied des Allgemeinen Verbandes war. Nach anderen Aussagen verzichtete man<br />
von Münchner Seite auf die Entsendung von Deputierten, da man bereit gewesen sei,<br />
jedweden Burschenschaftsbeschluß zu den Erlanger Spaltungen zu akzeptieren (so die<br />
Aussage Bangs) 457 . Compes bestreitet diese Ausführung, kann sich ein Münchner<br />
Fernbleiben vom Burschentag nur mit der Tatsache erklären, daß in Würzburg gar kein<br />
offizieller Burschentag stattgefunden hätte, zumal lediglich Deputierte aus Erlangen,<br />
Würzburg und Jena angereist waren, um Angelegenheiten von minderem Rang zu<br />
beraten, welche der Berufung eines offiziellen Burschentages nicht bedurften. 458<br />
455<br />
456<br />
457<br />
458<br />
Huber, Max: Würzburg 1939, S. 122<br />
vgl. ebd., S. 123. „Die Aulaversammlungen seien bloß ostentativ (…), ihre Tendenz farblos, ohne<br />
Zweck und Bedeutung und zuwenig burschenschaftlich.“ So die germanische Position, zitiert bei<br />
Huber, S. 123.<br />
vgl. G.St.B., Rep. 97/VIII/Band 2/Blatt 428f<br />
vgl. ebd.