PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 56<br />
Bezeugt sind hingegen gegenseitige Besuche mit festlichen Commersen, wobei eine<br />
aktive Teilnahme am Corpsleben des Schwesterncorps mit Universitätswechsel die<br />
Ausnahme blieb (ein Erlanger Bavare nach Landshut). Für die Landshuter Bavaren<br />
bedeutete der Kartellvertrag mit den Erlanger Bavaren insofern eine Bereicherung, als in<br />
ihren Reglements die Fixierung der Rechte und Pflichten der Rennoncen im sogenannten<br />
Rennoncenstatut eine positive Weiterentwicklung erfuhr und zudem im Institut des<br />
„Ehrengerichts“ die Behandlung von „Skandalen“ einer akzeptablen Lösung zugeführt<br />
wurde 156 . Das Verschwinden des Bierkomments mit seiner dumpf-verderblichen<br />
Trinkautomatik geschah ohne Bedauern. Das Kartell währte nur kurz. Nach sieben<br />
Semestern Existenz löste sich Bavaria Erlangen wieder auf; als beschwerlich erwies sich<br />
auch der verkehrstechnische wie finanzielle Aufwand bei den gegenseitigen Besuchen<br />
und nicht zuletzt die konfessionelle Verschiedenheit der beiden Universitäten erschwerte<br />
den Wechsel von einer Universität zur anderen. 157 Weitere einschneidende Ereignisse in<br />
den frühen Zwanziger Jahren waren die unter dem Eindruck der Karlsbader Beschlüsse<br />
verschärft einsetzenden erneuten Verfolgen mit Reskript vom 6.4.1823. Die in diesem<br />
Zusammenhang erfolgten Nachstellungen gegen die Corps, insbesondere gegen die<br />
Bavaria, sollen an anderer Stelle dargestellt werden. Festzuhalten bliebe fürs erste, daß<br />
das Corps trotz Verbot von acht Burschen unter dem Seniorat Heinrich Hölzls fortgeführt<br />
wurde und die Existenz des Corps trotz der sich verschärfenden Konflikte mit dem Pfälzer<br />
Corps und der daraus resultierenden tödlichen Mensur Escherichs über die Landshuter<br />
Zeit hinaus gerettet werden konnte. Auch dieser dramatische Höhepunkt der Verbindung<br />
wird an anderer Stelle einer eingehenden Beleuchtung unterzogen werden.<br />
Isaria, wie oben erwähnt, war das jüngste Landshuter Corps und ist als Ergebnis einer<br />
Abspaltung von Bavaria entstanden. Der Anzeigepflicht gegenüber dem Seniorenkonvent<br />
kamen die 17 „Rebellen“ um Anton von Nagl, dem ersten Senior der Isaria, bereits am<br />
15.7.1821 nach. Der Konvent stimmte zwar der Trennung zu, mißbilligte aber die<br />
konspirative Vorgehensweise der Gruppe um von Nagl und die Loslösung der Bavaria –<br />
Isaria hinterließ im Konvent wie in der Bavaria-Danubia (so die jetzige Bezeichnung der<br />
ursprünglichen Bavaria) einen bitteren Beigeschmack. Der Komment, damals der üblich<br />
landsmannschaftliche, wurde von der Bavaria übernommen; die Mitgliedschaft war auf die<br />
Dauer des Studiums beschränkt, bei Austritt aus der Universität erlosch jede<br />
Verpflichtung, das Lebensprinzip wie es sich in den nächsten Jahrzehnten schrittweise<br />
156<br />
157<br />
Vermutlich wird an dieser Stelle der Einfluß der Burschenschaft in Erlangen auf die dortige Bavaria<br />
wirksam, welche aber unter dem umgekehrten Vorzeichen einer Dominanz der Burschenschaft ihre<br />
Existenz nicht aufrechtzuerhalten vermochte und von daher nicht lange überlebte. Damit bricht auch<br />
für Bavaria Landshut eine mögliche Verbindungslinie zur Erlanger Burschenschaft ab.<br />
vgl. Leupold, Hermann: Der Kartellvertrag zwischen Bavaria Landshut und Bavaria Erlangen vom 30.<br />
Mai 1822. S.85-108. In: Einst und jetzt. 27. Band (1982). Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische<br />
Geschichtsforschung.