PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 157<br />
zu definierenden Konstitutionsinhalten beklagte und zudem die Arminen- und<br />
Germanenproblematik keiner befriedigenden Lösung zugeführt wurde. 463<br />
Im großen und ganzen spielte die Münchner Abordnung in Nürnberg keine herausragende<br />
Rolle. Willig übernahm man die durch die Allgemeinheit vorgegebene Konstitution, ohne<br />
sie mit politischen Inhalten oder gar Leben in München zu erfüllen (so unisono die<br />
Aussagen vor dem Untersuchungsausschuß). Nachdem eine Erläuterung der Tendenz<br />
innerhalb der Konstitution nicht erfolgte, beschränkte man sich darauf innerhalb der<br />
Kränzchen die Frage nach Einheit und Freiheit dahingehend zu interpretieren, „daß die<br />
Einheit und Freiheit Deutschlands herbeigeführt werden solle, durch Überzeugung<br />
sämtlicher Deutscher von dem Wünschenswerten dieses Zustandes, so daß nicht durch<br />
gewaltsame Weise, sondern durch allseitige Überzeugung Deutschland einig und frei<br />
würde“. 464<br />
4. Die konservative Wende Ludwigs I. im Jahre 1830<br />
4.1. Die französische Julirevolution sowie der Polenaufstand und ihre<br />
Folgen für Bayern<br />
„Die durch die Julirevolution ausgelösten revolutionären und oppositionellen Impulse<br />
stellten den politischen Status quo der Reformepoche in Frage.“ 465 Die Initialzündung<br />
dafür erfolgte anläßlich der französischen Julirevolution, dessen Ergebnis in der<br />
nachhaltigen Erschütterung von Legitimismus, Gottesgnadentum und monarchischem<br />
Prinzip zugunsten einer heraufdämmernden Volkssouveränität bestand. Die<br />
französischen Ereignisse wirkten auf Ludwig niederschmetternd, alte Revolutionsängste<br />
tauchten auf, fanden in Ludwig aber keinen auf Resignation gestimmten, sondern<br />
kämpferischen Herrscher. Als Ursache des Übels betrachtete der mittlerweile mißtrauisch<br />
gewordene Monarch die Presse, deren ungehemmte Ausbreitung und respektlose<br />
Sprache er als Ergebnis zu großer Milde einerseits und schamloser Ausnutzung<br />
königlicher Großzügigkeit andererseits umdeutete. Hier galt es zuerst, den Hebel<br />
anzusetzen. 466 Als zusätzlicher Katalysator wirkte neben der französischen Julirevolution<br />
„als Angriff auf das monarchische Prinzip“ der sogenannte Polenaufstand.<br />
Die polnische Revolution gegen die russische Oberherrschaft, gespeist von der<br />
beharrlichen russischen Weigerung seit 1815, den Polen Unabhängigkeit und ein eigenes<br />
463<br />
464<br />
465<br />
466<br />
vgl. G.St. B., Rep. 105/21/Vol. I /Blatt 112f<br />
Wehner, Philipp: München 1917, S. 48. Eine Auffassung, die aber vom Untersuchungsausschuß<br />
nicht geteilt wird.<br />
Mayring, Alexandra Eva: Bayern nach der französischen Julirevolution. Unruhen, Opposition und<br />
antirevolutionäre Regierungspolitik 1830-1833. München 1990, S. 6<br />
vgl. Spindler, Max: Sonderausgabe 1978, S. 149f