PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 58<br />
innerhalb der Corps war besonders hoch, die Bezeichnung Palatia verweist auf die<br />
landsmannschaftliche Ausgangssituation, ohne indes eine zwingend notwendige<br />
Bedingung für die Rekrutierung der Corpsburschen darzustellen.<br />
Die Statuten der Palatia sind nicht erhalten, man kann jedoch davon ausgehen, daß sie<br />
sich eng an den Bestimmungen anderer Corps orientierten, zumal ihre Zulassung durch<br />
den Seniorenkonvent ohne Probleme vonstatten gegangen sein muß. 162 Den polizeilichen<br />
Untersuchungen zwischen 1813 und 1815 war Palatia wie die anderen Corps ausgesetzt.<br />
Im Unterschied zu jenen konnte jedoch Palatia durch Auflösung der Franconia<br />
(14.1.1815) und den zahlreichen Übertritten in die Palatia zahlenmäßig gestärkt aus<br />
dieser Krisenzeit hervorgehen. Zudem eröffnete sich mit dem Verschwinden der Franken<br />
ein Feld für ein neues Rekrutierungsgebiet.<br />
Ins Auge fällt der häufige Wechsel der Kneiplokale. Vermutlich verschlechterten die<br />
jeweiligen Kneipwirte auf behördlichen Druck hin die Kneipbedingungen für die<br />
Verbindungen. Das Wintersemester 1817/18 brachte zum einen eine Erneuerung der<br />
„corpsfeindlichen Verordnungen“ aus dem Jahre 1813, zum anderen lehnten die<br />
Landshuter Corps unisono die Aufforderung der Jenenser Burschenschaft nach Bildung<br />
einer allgemeinen deutschen Burschenschaft ab, weil man mit den politischen<br />
Vorstellungen der Burschenschaften nicht übereinstimmte. In der großen<br />
„Philisterschlacht“ vom 17.5.1818 fanden sich auch Corpsburschen der Palatia unverhofft<br />
im Polizeigewahrsam wieder, welches sie erst auf Initiative Mittermaiers hin am 3.6.1818<br />
verlassen konnten. 163<br />
Ähnlich wie Bavaria und Suevia hatte Palatia um die Jahreswende 1819/20 eine<br />
Rennoncenrevolte zu überstehen, hervorgerufen durch die nach wie vor übliche schlechte<br />
Behandlung der Rennoncen durch die Corpsburschen. Ruhe kehrte erst nach verbriefter<br />
Besserstellung der Rennoncen ein. In die mit Erbitterung geführte Auseinandersetzung<br />
zwischen Militär und Corps im Jahre 1820, als deren Mitauslöser die „Adelige Suite“ zu<br />
betrachten ist, war auch Palatia involviert.<br />
Im Wintersemester 1820/21 sah sich Palatia mit Hausdurchsuchungen und<br />
Konfiskationen der Fechtwaffen konfrontiert, ein Ereignis, das durch Denunziation<br />
Professor von Wenings ausgelöst, ursprünglich aber dem Polizeikommissar<br />
162<br />
163<br />
vgl. Riedner, Wilhelm:Geschichte des Corps Palatia Landshut-München.1813-1913. S.10-15<br />
vgl. Kuhnt, Joachim: Geschichte des Corps Palatia zu München 1813-1987, S.20. (Hrsg.: Horst<br />
Eckert, Günther Besser, Karsten Peter Kehrlein) München 1987. Als Folge dieser<br />
Auseinandersetzung wird die Universitätspolizei eingerichtet mit einem Kommissar an der Spitze und<br />
je zwei Senats- bzw. Magistratsdeputierten zu seiner Unterstützung. Sie besteht bis zum 13.10.1826.<br />
Die Begründung der Ablehnung einer Allgemeinen Burschenschaft aufgrund deren anders gearteter<br />
politischer Überzeugungen findet bei Kuhnt und auch sonst keine Konkretion, so daß bei der<br />
Eruierung divergierender politischer Überzeugungen auf die im Rahmen der Arbeit getätigten Thesen<br />
verwiesen werden muß.