PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 133<br />
unterschiedlichen Gruppeninteressen haben lediglich die Funktion, die monarchische<br />
Autokratie zu erhalten. Ihre gesellschaftliche Forderung erleidet aber bei überzogenem<br />
Nachdruck eine deutliche Abfuhr.<br />
Die negativen Folgen dieses „selbstherrlichen Autokratismus“ zeigen sich zu Beginn der<br />
30er Jahre:<br />
1. Das liberale Bürgertum und mit ihm die gleichdisponierte Studentenschaft verlieren<br />
ihren Glauben an die monarchische Integrationskraft.<br />
2. Das Land erleidet einen Verlust an innerer Stabilität und gerät außenpolitisch in<br />
die Isolierung.<br />
3. Der Monarch selbst isoliert sich mehr und mehr, auch von seiner ministeriellen<br />
Umgebung, und zieht sich gekränkt und unverstanden sukzessive ins Privatleben<br />
zurück. 374<br />
1.2. Die Bewertung des Thronwechsels in der Öffentlichkeit<br />
Die Resonanz war überwiegend positiv. Sei es, daß politische Großgruppen wie auch der<br />
parlamentarisch präsente, von katholischer Wertorientierung gespeiste Konservatismus<br />
die Hoffnung auf eine Rekatholisierung des öffentlichen Lebens bei steigendem<br />
politischen Einfluß ihrer Klientel damit verband 375 . Sei es, daß die unterschiedlichen<br />
Gruppierungen des bayerischen Frühliberalismus, deren Heterogenität die Subsumption<br />
unter eine starre Begrifflichkeit schwerlich zuläßt, sieht man davon ab, daß eine wie auch<br />
immer geartete Weiterentwicklung der Verfassung als verbindendes Element zutage tritt,<br />
das enge Korsett des bürokratischen Absolutismus – einer Schöpfung des Montgelas-<br />
Staates – hinter sich lassen wollte.<br />
Es dominierte vor 1830 der Beamtenliberalismus, der nicht nur einflußreich und<br />
antifeudal 376 , sondern staatstragend im Sinne einer Akzeptanz eines modernen (nicht<br />
erstarrten) Verwaltungsstaats auf monarchischer Grundlage war, darüber hinaus aber den<br />
Patrimonialstaat Ludwigscher Prägung ablehnte und die Kartell- und Schutzfunktion des<br />
Landtages betonte.<br />
374<br />
375<br />
376<br />
vgl. Treml, Manfred: München 1994, S. 49<br />
vgl. Spindler, Max: Sonderausgabe 1978, S. 109. Vgl. auch Heigl, Theodor von: Ludwig I. König von<br />
Bayern. Leipzig 1872, S. 84. Vgl. auch ÖGB Band 36, Trautmannsdorf an Metternich 31.10.1825<br />
vgl. Gollwitzer, Heinz: München 1996, S. 365