PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 7<br />
Bezüglich des zweiten Teilbereiches der Arbeit, welcher sich mit der politischen<br />
Wirkgeschichte der Münchener Germania in den Jahren 1826 bis 1833 beschäftigt – die<br />
Corps finden in dem genannten Zeitraum nur insofern Berücksichtigung, als sich temporär<br />
begrenzte Berührungslinien mit den Burschenschaften ergeben (vgl. Germania-Isaria-<br />
Problematik) – liegen drei die Thematik scharf fokussierende Publikationen vor, allerdings<br />
samt und sonders älteren Datums: Am nachhaltigsten korrespondiert Wehners 5 Arbeit mit<br />
dem hier vorliegenden Entwurf, und nicht von ungefähr ergeben sich so manche<br />
gliederungstechnische und sachlogische Übereinstimmungen, deren essentielle<br />
Behandlung aber um eine zeitgemäßere Betrachtung jener Epoche bemüht ist. Der die<br />
<strong>Burschenschaftsgeschichte</strong> tangierende und mit ihr in vielfältigem Austausch stehende<br />
zeitbedingte historische Hintergrund findet bei Wehner – im Gegensatz zum eigenen<br />
Ansatz – eine sehr knappe, vielleicht zu knappe Einbeziehung, dem verwendeten<br />
Archivmaterial, welches einer gründlichen Auswertung unterzogen wurde, wird – aus<br />
quellenkritischem Gesichtswinkel – nicht selten eine überbordende, kommentarlose<br />
Selbstdarstellungsbreite eingeräumt, eine Schwäche, die dazu führt, den weitgehend von<br />
staatlichen Untersuchungsbehörden übernommenen, gouvernementalen<br />
Bewertungsstandpunkt der Ereignisse ohne ideologiekritische Auseinandersetzung mit<br />
den Zeitströmungen zu verabsolutieren.<br />
Das Festhalten an der kommentarlosen Selbstäußerung der Quellen läßt die<br />
Bemühungen der Burschenschaften um eine „Verbesserung des Staates“ als ein<br />
fragwürdiges, mit vielen Risiken behaftetes, von jugendlichem also unbekümmertem<br />
Rebellentum geleitetes Unternehmen erscheinen, welches an der fraglosen Autorität des<br />
Staates scheitern mußte und von daher letztlich als „unvernünftiges“, da mit schädlichen<br />
Konsequenzen für die persönliche „Karriere“ der einzelnen behaftetes Unternehmen<br />
abgetan wird.<br />
Die neuerliche Bearbeitung des Themas ist um eine Revision dieses zeitbedingten, auf<br />
„Selbstäußerung“ des verwendeten Quellenmaterials basierenden Darstellungsansatzes<br />
bemüht.<br />
Thematisch kursorischer, da schwerpunktmäßig die Progreßzeit bearbeitend, bei der<br />
Auswahl des Archivmaterials mehr auf die Universitätsakten zurückgreifend und von<br />
daher geschützter davor, den „Wehnerschen“ Ansatz zu wiederholen, verfährt von Pölnitz 6<br />
„objektiver“ durch den verstärkten Rekurs auf die Zeitbezüge und agiert im Umgang mit<br />
dem verwendeten Material distanzierter wie auch kritischer, verzichtet damit weitgehend<br />
5<br />
6<br />
vgl. Wehner, Philipp: Die burschenschaftliche Bewegung an der Universität Landshut–München in<br />
den Jahren 1815 bis 1833. München, Phil. Diss. 1917.<br />
vgl. Pölnitz, Götz Frhr. von: Die deutsche Einheits- und Freiheitsbewegung in der Münchener<br />
Studentenschaft (1826 bis 1850). München 1930.