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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 204<br />

gewaltsame Beseitigung dieses „Krankheitsherdes“, der überdies die Tendenz zeigte, den<br />

ganzen Staatskörper zu bedrohen.<br />

Die Anklagepunkte stützen sich vornehmlich auf Verlautbarungen mit radikalen politischen<br />

Inhalten, wozu eine Rede des verstorbenen Germanen von Reisch anläßlich der<br />

Aufnahme von Rennoncen herangezogen wurde. Überhaupt fand sich unter den Papieren<br />

von Reischs allerlei Belastendes, darunter komplette Namenslisten der Münchener<br />

Burschenschaft, selbst unter Angabe der Kneipnamen, ferner Schriften, wenn auch ohne<br />

Nennung der Verfasser, worin zur Vernichtung der deutschen Fürsten aufgerufen bzw. die<br />

Zulässigkeit des Fürstenmordes unter ausdrücklichem Verweis auf Kotzebue für rechtens<br />

erklärt wurde. Das bereits erwähnte Schreiben (Mai 1832) des Münchener Germanen<br />

Hammer an den Heidelberger Brüggemann fand ebenso Eingang in die Anklageerhebung<br />

wie die Tatsache, daß das Universitätsamt Heidelberg in Erfahrung bringen konnte, daß<br />

Wilhelm Hammer an einer studentischen Zusammenkunft in der Klosterruine von Limburg<br />

teilnahm, anläßlich welcher Brüggemann neben Ausfällen gegen die deutschen Fürsten<br />

zur aktiven, wenn nötig auch gewaltsamen Herstellung der deutschen Einheit aufrief. 618<br />

5.2.5. Die Restitutionsversuche der Germania nach dem 16.5.1832<br />

Dem abermaligen Auflösungsdekret vom 17. Mai 1832 entzog sich nur noch ein kleiner<br />

Teil der Germania. Der „harte Kern“ jedoch verblieb im Allgemeinen Verband. In jene<br />

Epoche fällt auch jener bereits zitierte Brief nach Tübingen, worin von seiten der<br />

Münchener Germania in ihrer Quintessenz die Preisgabe der Burschenschaft als<br />

studentische Verbindung und ihre Umgestaltung in einen politischen Club gefordert<br />

wurde. Die Erweiterung der Agitationsplattform gerade auch über eine Intensivierung der<br />

burschenschaftlichen Beziehungen zum Preßverein 619 wurde vor allem von der<br />

Würzburger Burschenschaft vertreten, zumal nach den Juni-/Juli-Beschlüssen des<br />

deutschen Bundes, die eine Vernichtung des „constitutionellen Lebens“ nach sich ziehen<br />

mußte, wogegen man sich im Verein mit dem Preßverein und einer breiten bürgerlichen<br />

Allianz widersetzen wollte. 620 Der Vorschlag der Würzburger Burschenschaft nach<br />

Abhaltung eines Burschentages, um „Reformen im Wesen der Burschenschaft“ 621<br />

618<br />

619<br />

620<br />

621<br />

vgl. MInn 45836<br />

vgl. MA 24577/Blatt 30 f. Die Intensivierung der Beziehungen zum Preßverein bzw. dessen Filialen<br />

erfuhr ihre Forcierung gerade im Zuge des Verbots der freien Presse und der politischen Volksfeste<br />

als einzig verbliebenes Mittel, die Opposition aufrechterhalten zu können.<br />

vgl. MA 24577/Blatt 30 f.<br />

ebd./Blatt 33. Die anfängliche Weigerung, an einem Burschentag teilzunehmen, wurde von<br />

Heidelberger Seite etwa mit dem Hinweis begründet, daß in Heidelberg bereits eine Filiale des<br />

Preßvereins bestünde, zu dem die dortige Burschenschaft engen Kontakt hielte. Ein Burschentag,<br />

der Beschlüsse in diese Richtung (Erweiterung der Agitationsplattform) vornehmen sollte, sei also<br />

gar nicht nötig.

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