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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 68<br />

darunter einer großen Zahl Studierender, ließ die Wache unter das Gewehr treten. Der<br />

Polizeikommissar Wirschinger, mittlerweile eingetroffen und um eine Entschärfung der<br />

Lage bemüht, konnte sich nur mit Mühe einen Weg an den Bajonetten der Soldaten<br />

vorbei in die Hauptwache bahnen, als urplötzlich die Wache hervorstürmte und auf die<br />

Menschenmenge, vorzüglich die Studierenden, mit Waffengewalt einhieb.<br />

Die Erbitterung der Soldaten muß groß gewesen sein, denn man verfolgte die Fliehenden<br />

nicht nur quer durch die Stadt, sondern verletzte sie zum Teil schwer und beschimpfte sie<br />

dabei unentwegt. 187 Waible wird unmittelbar nach seinem Eintreffen in der Hauptwache<br />

nicht nur die Verantwortung über die Vorfälle übernehmen, sondern darüber hinaus die<br />

gesamte Garnison in Alarmbereitschaft versetzen und jede Einmischung in die Belange<br />

der Militärs von seiten der Universität (Rektor Walther), die um eine Rücknahme der<br />

Alarmbereitschaft nachsuchte, zurückweisen, zu sehr war er von einer verabredeten<br />

Rebellion gegen das Militär überzeugt. 188<br />

Der Senatsbericht vom 24.7.1811 mißbilligte die gewaltsamen Übergriffe der Militärs und<br />

unterstellte Major Waible zwar nicht die Befehlserteilung, so doch die Duldung der<br />

Vorfälle, und verband die Kritik mit dem Ansuchen um dessen sofortige Ablösung. Die<br />

Akademiker verließen aus Sorge um die eigene Sicherheit umgehend die Stadt,<br />

Aufforderungen von seiten des Senats, unverzüglich zurückzukehren, fruchteten nicht.<br />

Krüll und Magold wurden zum Zwecke der Beratungen über die Weiterführung des<br />

Studienbetriebes nach München entstandt. 189 Das Innenministerium verfügte zwar die<br />

sofortige Ablösung Waibles, aber nicht, weil man ihn für schuldig hielt, die Ermittlungen<br />

dahingehend sollten einer besonderen Untersuchungskommission überlassen bleiben,<br />

sondern weil er offensichtlich auf besonders schlechtem Fuß mit den Akademikern stand.<br />

Dem akademischen Senat ging ebenfalls eine Ermahnung zu, die Studierenden zur<br />

gefälligen Beachtung der Umgangsregeln mit dem Militär anzuhalten. 190<br />

Der zur Untersuchung der Vorfälle eingesetzte Ausschuß sprach Waible dann von jeder<br />

direkten Schuld, die Exzesse gefördert zu haben, frei und belegte lediglich die<br />

Hauptwache unter Leitung Bierrons mit unterschiedlich langen Arreststrafen. Auch der<br />

Student Haggenmüller wurde mit Arrest belegt. 191 In seinem Bericht vom 18.9.1811<br />

machte Rektor Walther für den Zusammenstoß der Studierenden mit den Soldaten auch<br />

die Existenz „gesellschaftlicher Verbindungen“ mit verantwortlich, nicht ohne die<br />

187<br />

188<br />

189<br />

190<br />

191<br />

UAM, D XVII 4, der Senat an das Innenministerium vom 6.7.1811, vgl. dazu auch Vortrag des<br />

Polizeikommissars Wirschinger vom 23.6.1811, worin den Akademikern eine Bereitschaft, die<br />

Hauptwache stürmen zu wollen, unterstellt wird.<br />

MInn 23718<br />

MInn 23719, Bericht von Walthers vom 24.7.1811<br />

MInn 23719, das Innenministerium an den akademischen Senat vom 26.6.1811<br />

UAM, D XVII 4, die Untersuchungsergebnisse vom 14.9.1811

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