PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 150<br />
Gänzlich in ihrer unterschiedlichen Haltung im Verhältnis zu tagespolitischen Fragen, ein<br />
Betätigungsfeld, das gerade durch Pistor den Münchner Germanen als eigentlicher<br />
Vereinszweck in den Vordergrund gerückt wurde, und in ihrer unverkrampften Haltung<br />
gegenüber „Sittenzweck“ sowie ihre Opposition gegen die „übertriebene, sentimentalschwärmerische<br />
Deutschtümelei“ 434 der Arminen, machte den Verbleib beider<br />
Gruppierungen innerhalb einer Burschenschaft schwer möglich. 435<br />
Wenn auch die Germanen von einer „praktisch-politischen“ Tendenz vor 1830 noch<br />
keinen Gebrauch machten, so läßt sich doch vermuten, daß die kompromißhafte<br />
Tendenzformel des Bamberger Burschentages das Verhältnis der „Parteiflügel“ in der<br />
Folgezeit belasten mußte. Für die Germanen bedeutete Bamberg einen Rückschritt, den<br />
zu akzeptieren ihnen zunehmend schwerfallen mußte. 436<br />
Die Germanen, angeführt von Compes 437 und Pistor, dem eloquenten Ideologen der<br />
Gruppe, schaffte es nicht nur, die behördliche Genehmigung in München zu erhalten 438 ,<br />
sondern auf dem Burschentag in Würzburg zu Ostern 1829 „als rechtmäßige Münchner<br />
Burschenschaft“ in den Allgemeinen Verband aufgenommen zu werden. Die<br />
Marcomannia geriet in Verruf 439 und in das Visier der Münchener Behörden (1830), durch<br />
welche sie – Ironie der Geschichte – unter anderem wegen „burschenschaftlichen<br />
Verdachts“ kurzerhand aufgelöst wurde (10.6.1830). 440<br />
434<br />
435<br />
436<br />
437<br />
438<br />
439<br />
440<br />
vgl. Kurz, Ferdinand: Akademische Monatshefte Band 22 S. 11-14. Vgl. auch Wehner, Philip:<br />
München 1917 S. 34f. Vgl. auch Pölnitz, Götz Freiherr von: Die Deutsche Einheits- und<br />
Freiheitsbewegung in der Münchner Studentenschaft (1820-1850) Phil.Diss. München 1930, S. 37f.<br />
Pölnitz vertritt dabei die These, daß anläßlich der Beratung zur Umgestaltung der Verfassung der<br />
Marcomannia im Winter 1828/29, um sie „genehmigungstauglich“ zu machen, die pistorische „Partei“<br />
auf die Forderung ihrer Gegner nach Zulassung von Nichtchristen und Ausländern deren Ausschluß<br />
betrieben hätten.<br />
Wie wenig Versöhnungsbemühungen in der Realität von Erfolg gekrönt waren, zeigte das Erlanger<br />
Beispiel, wo anhand eines von germanischer Handschrift geprägten „Vereinigungskatalogs“ ein<br />
derartiger Versuch gestartet wurde (vgl. QuD/Band IV S. 270).<br />
vgl. Kurz, Ferdinand: Akademische Monatshefte Band 22 S. 11-14<br />
G.St.B., Rep. 97/VIII/Band 2 Blatt 59/60. Vgl. auch Rep. 105/21/Nr. 1<br />
vgl. Wehner, Philipp: München 1917, S. 45<br />
vgl. Burschenschaftliche Blätter Nr. 6 , Jhrg. 8, S.143<br />
vgl. Huber, Max: Würzburg 1939, S. 124f