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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 86<br />

Behörden mit Vorwürfen. Vom laschen Umgang mit seinen mahnenden Berichten, von<br />

der Kenntnis der Senioren und schädlichen Vertrauensbeweisen ihnen gegenüber durch<br />

das Rektorat, welche diesen eine unzulässige Autorität verleihen würden, ist da zu lesen.<br />

Ihm (von Günther) dränge sich der Eindruck auf, daß den Anführern der geheimen<br />

Verbindungen damit die Aureole von Studentensprechern verliehen würde, die nicht nur<br />

keinerlei Strafverfolgungen zu erwarten hätten, sondern geradezu davor geschützt seien.<br />

Dem Polizeikommissar warf man Verschleppung der Untersuchungen vor. Diese zogen<br />

sich bis zum 30. April mit der Vernehmung von 26 Studierenden hin, aber, so von<br />

Günther, mit der befremdlichen Tatsache, daß meist einen Tag nach der Vernehmung der<br />

gesamten Studentenschaft die Verhörinhalte bekannt gewesen seien, ohne daß bezüglich<br />

der undichten Stelle energische Nachforschungen angestellt worden wären.<br />

Das in den letzten Jahren und zumal unter der Patronage durch das Rektorat mächtig<br />

angestiegene studentische Selbstvertrauen (namentlich der Verbindungen) mußte<br />

anläßlich der Untersuchungen, die auch als eine schmähliche Nachgiebigkeit des<br />

Rektorats von Günther gegenüber empfunden wurden (von seiten der korporierten<br />

Studierenden), eine nachhaltige Eintrübung erleiden, und so war es nicht verwunderlich,<br />

als sich verletzte Studentenehre in symbolhafter Aufrichtung eines Grabhügels mit der<br />

Aufschrift: „Hier ruht die akademische Freiheit!“ Luft verschaffte. 256 Nach von Günther<br />

wagte die Polizei auch in diesem Falle nichts gegen die "freche Verleumdung" der<br />

akademischen Gesetze zu unternehmen. Als nur wenig später, Mitte Mai 1823, mehrere<br />

Studierende und ein Wirt (das Commershaus der Palatia) durch die Verbindungen in<br />

Verruf gesteckt wurden, drang von Günther auf Fortführung der Untersuchungen. Die<br />

fortgesetzten Untersuchungen sollten zur Eskalation zwischen Rektorat und<br />

Ministerialkommissar führen. Die Pfälzer, die ihrem Wirt die Gefolgschaft aufgekündigt<br />

hatten, mieteten anläßlich eines geplanten großen Commerses am 28./29. Mai für 80<br />

Studierende ein neues Lokal. Von Günther intervenierte sofort und ordnete die<br />

Schließung des Lokals an. Die Studierenden, die genau wußten, wo ihre Fürsprecher zu<br />

finden waren, schickten zu Röschlaub von sich aus eine Deputation mit dem Erfolg, daß<br />

am 2./3. Juni trotz eines eiligen schriftlichen Erlasses durch von Günther der geplante<br />

Commersabend stattfinden konnte. 257 Den am 30.5.1823 beim Senat eintreffenden<br />

Untersuchungsbericht des Polizeikommissars nahm in der Senatssitzung vom 14.6.1823<br />

Röschlaub zum Anlaß, den Landsmannschaften wiederholt den Status harmloser<br />

geselliger Kameradschaftsvereine zuzubilligen und im gleichen Atemzug den Sohn von<br />

256<br />

257<br />

MInn 23714/V, Untersuchungsbericht von Günthers über die verbotenen Studentenverbindungen<br />

vom 30.6.1823<br />

MInn 23714/V

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