PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 38<br />
Hier eine den großen Handelsrouten abgewandte, von Bauernland umgebende,<br />
behäbige, von den geistigen Zeitläufen kaum tangierte altbayerische Provinzstadt und von<br />
daher mit Bedacht gewählter Universitätssitz, deren Bevölkerungsstruktur keinen großen<br />
Veränderungen ausgesetzt war.<br />
Dort eine virulente, durch vielfältigen Bezug zum Um- und Ausland die geistigen<br />
Strömungen der Zeit schneller und zugriffsbereiter adaptierende Universitätsstadt, mit<br />
einem für die geistige Auseinandersetzung ungleich günstigerem Klima, als dies in<br />
Landshut der Fall war.<br />
Der Verfall der Landshuter Universität durch den Wegzug seiner beste Kräfte im ersten<br />
Viertel des 19. Jahrhunderts erfuhr überdies durch den sukzessiven Verlust der<br />
außeruniversitären Intelligenz ein zusätzliches Beschleunigungsmoment.<br />
Auf Reisende machte die Stadt einen sehr unterschiedlichen Eindruck. Auf Stendal wirkte<br />
sie italienisch. 101 Clemens Brentano hingegen wurde nicht nur durch den Eindruck der<br />
„Provinzialität“ und „Mittelmäßigkeit“ 102 abgestoßen, sondern konnte darüber hinaus auch<br />
dem äußeren Erscheinungsbild der Stadt wenig Positives abgewinnen. 103 Im Gegensatz<br />
dazu dessen Schwester Bettina, die in einem von Rührung geprägten Brief an Goethe<br />
(26.5.1808) den „geweißten Giebeldächern, geplacktem Kirchturm, Springbrunnen“, den<br />
„Studenten des Nachts singend umspringen“ 104 , sowie dem „herrlichen, ungemein<br />
schönen, milden, anschmiegsamen… Barbarenlande“ eine anschauliche Reverenz<br />
erweisen konnte. 105 Stendal überdies fielen beim Eintritt in die Stadt im Jahre 1809 die<br />
zerschossenen Stadttore auf, deutliche Zeichen auf die durch die Kriegsereignisse in den<br />
Jahren 1800, 1805 und 1809 schwer in Mitleidenschaft gezogene Stadt. Ständigen<br />
Einquartierungen, Requirierungen, aber auch Plünderungen ausgesetzt, mehrmals auch<br />
Schauplatz von direkten Kampfhandlungen, hatte die Stadt einen drückend hohen<br />
finanziellen Tribut zu leisten. Zudem ließ in den Jahren 1808/9 eine Typhusepidemie die<br />
Sterblichkeit unter der Zivilbevölkerung stark ansteigen. 106<br />
Der Zuzug der Universität im Jahre 1800 kam gerade zur rechten Zeit – und wurde vom<br />
Magistrat der Stadt auch mit großem Einsatz betrieben –, um den drohenden Absturz in<br />
die Bedeutungsloskeit zu verhindern. Nach dem Wegzug des Pfalzgrafen Wilhelm, eines<br />
Schwagers Max Josephs, dessen Hofhaltung der eines prachtliebenden Duodez-Fürsten<br />
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Hornung, Alois: München 1949, S.20<br />
vgl. ebd. S.22<br />
vgl. ebd. S.28/30/31<br />
vgl. ebd. S.44<br />
vgl. Hornung, Alois: München 1949, S.33<br />
Geschichte der Stadt Landshut in Baiern. (Autorenkollektiv ungenannt.) Mit besonderer Rücksicht auf<br />
die Vaterlandsgeschichte. S.292-374. Landshut 1835