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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 31<br />

die Berufung des Mediziners Andreas Röschlaub im Mai 1802, der die Schellingsche<br />

Naturphilosophie in der Medizin hoffähig machte und auf dessen Betreiben der<br />

Schellingsche Ehrendoktor zustande kam 73 , können als erste Belege des sich<br />

verändernden Klimas an der Universätit Landshut gewertet werden, trotz der<br />

gescheiterten Berufung Schellings im Jahre 1807.<br />

4.2. Berufungspolitik<br />

Die Berufungen erfolgten bewußt unter dem Signum der Aufklärung; auch ehemalige<br />

Illuminaten fanden nun wieder Berücksichtigung. Allerdings sollte sich schon sehr bald<br />

zeigen, daß ein Gutteil der als vermeintliche Aufklärer an die Universität berufenen Lehrer<br />

in das Lager der Romantik überwechseln bzw. der romantischen Bewegung in Landshut<br />

erst zur rechten Geltung verhelfen sollte. Allen voran brachte das sogenannte Dillinger<br />

Kleeblatt, der Theologe Michael Johann Sailer, sowie die Philosophen Patriz Benedikt<br />

Zimmer und Joseph Weber den Schellingschen Faktor in die Berufungspolitik und<br />

bahnten entgegen der staatlichen Intention die Überwindung der Aufklärung an. 74 Zu ihren<br />

Adepten zählten der Altphilologe Friedrich Ast, der Historiker Friedrich von Breyer, die<br />

Mediziner Andreas Röschlaub, Philipp Franz von Walther und Friedrich Tiedemann sowie<br />

die Juristen Karl von Savigny und Anselm von Feuerbach.<br />

Der Frontverlauf zog sich quer durch alle Fakultäten, wobei man feststellen kann, daß<br />

sich die medizinische Fakultät schon bald in der Hand der Schellingianer befinden sollte,<br />

wie umgekehrt die philosophische Fakultät Domäne der Kantianer blieb. 75<br />

Eine zusätzliche verschärfende Dimension erfuhr die Auseinandersetzung innerhalb der<br />

Hochschullehrerschaft durch den schwelenden Nord-Süd-Konflikt. Die Berufung<br />

norddeutscher Gelehrter erwies sich als ähnlicher Fehlschlag wie der Versuch, eine<br />

einseitig aufklärerisch dominierte Lehrerschaft zu etablieren. Mitschuld an der<br />

Verschärfung trug unter anderem das nicht selten undiplomatische Verhalten<br />

norddeutscher Gelehrter, die durch die Verbreitung des Eindrucks „Missionare unter<br />

Wilden“ zu sein, helle Empörung hervorriefen und damit wesentlich zur Eskalation im<br />

sogenannten Akademikerstreit beitrugen. Der Konflikt konnte erst durch ein Machtwort<br />

Max Josephs entschärft werden. 76<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

vgl. Schmidt, Rainer: Landshut zwischen Aufklärung und Romantik. S.209. In: Ludwig-Maximilians-<br />

Universität, Ingolstadt–Landshut–München: 1472-1972 (Hrsg.: Laetitia Boehm. Berlin 1972<br />

vgl. Moisy, Sigrid von: Regensburg 1984, S.126-134. Vgl. auch Funk, Philipp: Von der Aufklärung zur<br />

Romantik. Studien zur Vorgeschichte der Romantik. München 1925, S.3-16<br />

vgl. Beckenbauer, Alfons: Die Universität in Landshuts Mauern. S.453-461. In: Beiträge zur<br />

Heimatkunde von Niederbayern 1967. Vgl. auch: Moisy, Sigrid von: Regensburg 1984, S.126-134<br />

Moisy, Sigrid von: Regensburg 1984, S.126

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