PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 159<br />
Mit dem Jahr 1830 nahm die Zahl der Gegner (unter anderem hohe Bürokratie) der freien<br />
Presse unter dem Einfluß Österreichs stark zu und gewann eine dominierende Stellung.<br />
Allein mit der Inauguration Schenks als Innenminister im Jahre 1828 war im Grunde<br />
genommen die Preisgabe der liberalen Phase zugunsten einer restaurativ-katholischkonservativen<br />
Wende schon in der Person Schenks zum Ausdruck gekommen. Bereits im<br />
Jahre 1829 (3.2.1829) plädierte Schenk für die Ausdehnung der Pressezensur auf<br />
Gegenstände der inneren Politik, scheiterte aber noch am Veto Zentners, der<br />
verfassungsplitische Bedenken geltend machte. Unter dem Eindruck der Julirevolution<br />
erkannte Metternich die Chance, Bayern zu einer pressepolitischen Annäherung an die<br />
Bundesvorgaben zu nötigen sowie in österreichisches Fahrwasser zurückzwingen zu<br />
können.<br />
Zunächst von Souveränitätsüberlegungen gehemmt, dabei aber von der Umsturzenergie<br />
der freien Presse überzeugt, die sich selbstbewußter denn je gebärdete, tauchten auch<br />
bei Ludwig Überlegungen für eine Revision der Pressebestimmungen auf. Als erste<br />
Maßnahme sollte der Staatsrat die Stellungnahmen der bayerischen Presse zur<br />
französischen Revolution genau untersuchen und den zensurfreien Blättern gar die<br />
Berichterstattung darüber untersagt werden. Der beiderseitige Ton wurde gereizter.<br />
Während Schenk unter dem Eindruck der gespannten innenpolitischen Lage nun plötzlich<br />
für einen Verzicht auf die Zensur eintrat, Armansperg hingegen, um bundespolitischen<br />
Initiativen zuvor zu kommen, eine Zensur bejahte, ließ Ludwig in der Staatsratssitzung<br />
vom 20. September 1830 die Schenksche Zensurverordnung aus dem Jahre 1829 zu<br />
erneuter Beratung vorlegen und erhielt eine erneute Absage. 469<br />
Der König war enttäuscht und griff in seiner Ratlosigkeit zum aus bayerischer Sicht<br />
bekanntesten Ausweg und versuchte via Preußen, über eine Bundestagsinitiative<br />
innenpolitischen Druck auf Bayern zu erzeugen. Der Bund, der ohnehin für eine schärfere<br />
Gangart der freien Presse gegenüber eintrat, bekräftigte auf Antrag Preußens die Aufsicht<br />
auf Zeitungen mit innenpolitischen Inhalten (21.10.1830) 470 . Nebst einer nun möglichen<br />
und schärferen Kontrolle jener Blätter, die sich mit innenpolitischen Thematiken<br />
beschäftigten, hatte sich Bayern nun mit einer doppelten souveränitätspolitischen<br />
Problematik auseinanderzusetzen, deren Wesen darin bestand, zu erwartenden<br />
bundespolitischen Ansprüchen eine Schranke zu setzen und die Bundesbeschlüsse als<br />
mit der bayerischen Verfassung im Einklang erscheinen zu lassen (sozusagen als<br />
Kommentar zum § 2 des III. Edikts). Ludwig, der als eigentlicher Initiator dieser<br />
469<br />
470<br />
vgl. Treml, Manfred: Berlin 1977. S. 131-137<br />
vgl. Werner, George S.: Bavaria in the German Confederation 1820-1848. Cranbury 1977, S. 90f