PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 6<br />
Selbstäußerungen (Stammbuchblätter/Tagebücher/Lieder etc.), sekundär in zumeist<br />
älteren, mit dem „Herzblut“ der ehemaligen „Burschen“ geschriebenen<br />
Gesamtdarstellungen, 2 die mit als Grundlage für die Fortschreibung der in den „Quellen<br />
und Darstellungen“ erfolgten umfassenden Geschichte studentischer Corporationen<br />
dienten.<br />
Dieser Versuch einer Gesamtdarstellung 3 stellte insofern eine Zäsur innerhalb der Fülle<br />
corpsgeschichtlicher Betrachtungen dar, als hier zum erstenmal der Versuch einer<br />
professionell-historischen Annäherung an den Gegenstand unternommen wird.<br />
Will man die zeitliche und thematisch jüngsten und dichtesten Arbeiten im<br />
Zusammenhang mit den Landshuter Studentenverbindungen benennen, so sei an dieser<br />
Stelle auf die Arbeiten von Alfons Beckenbauer 4 verwiesen, der in seinen Untersuchungen<br />
der Landshuter Epoche der Ludwig-Maximilians-Universität der corporierten<br />
Studentenschaft den breitesten Raum einräumt. Wertvoll macht diese Untersuchungen<br />
die akribische Auswertung des in diesem Zusammenhang zur Verfügung stehenden<br />
Archivmaterials. Gewollt erscheint dagegen bei der Darstellung der studentischen<br />
Szenerie in ihrem vielfältigen Beziehungsgeflecht zu Staat und Stadt die Überbetonung<br />
des „Atmosphärischen“ als umfassendes Lebens-, Sitten- und Zeitgemälde. Studentischer<br />
Reflex auf die politischen Zeitumstände über Landshut und Bayern hinaus finden allenfalls<br />
unter dieser Prämisse und der Dominanz einer „narrativen“ Geschichtsdarstellung einen<br />
marginalen Eingang in die Gesamtdarstellung.<br />
Absicht dieser Arbeit ist es also auch, den Bezug sichtbar zu machen zwischen dem sich<br />
herausbildenden bürokratisch-absolutistisch-restriktiven Montgelas-Staat mit seiner<br />
Betonung der Staatsallmacht gegenüber „Einzelgewalten“, welcher letztlich das Entstehen<br />
von Burschenschaften im altbayerischen Raume unmöglich machte und damit Altbayern<br />
innerhalb des Deutschen Bundes zu einer Sonderstellung diesbezüglich verurteilte und<br />
der unter dem nachfolgenden Scheinliberalismus Ludwig I. mit Vehemenz<br />
hervorbrechenden, gleichsam zurückgestauten studentischen Energie mit ihrer Tendenz,<br />
in den politischen Diskurs der Zeit einzutreten. Zu diesem Zweck wurde auch die<br />
Einbettung der spezifisch-studentischen Korporationsgeschichte in den breiten Kontext<br />
des bürokratisch-absolutistischen Montgelas-Staates als Darstellungsform gewählt.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
vgl. hierzu vor allem die corpsspezifische Literatur<br />
vgl. „Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen<br />
Einheitsbewegung“, hrsg. von Hermann Haupt, erschienen zwischen 1910 und 1940 in 16 Bänden.<br />
Die Reihe wurde 1952 von Paul Wentzke unter der Betitelung „Darstellungen und Quellen zur<br />
Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im 19. und 20. Jahrhundert“ fortgesetzt.<br />
vgl. Literaturverzeichnis