30.10.2012 Aufrufe

PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 104<br />

Pflicht durch an Sonn- und Feiertagen durchgeführten Waffenübungen, zu denen alle<br />

militärtauglichen Studierenden verpflichtet werden sollten, nachzukommen. Dazu kam es<br />

jedoch nie. Es fehle an Waffen in ausreichender Zahl, so der lapidare Kommentar dazu.<br />

Tatsächlich besaß der Freiwilligeneinsatz in der Linienarmee in aller Regel wenig<br />

Anziehungskraft, erstrebenswert blieb allein das korporative Untersichsein in<br />

studentischen Freiwilligenverbänden, deren Bildung, wie bemerkt, die staatliche<br />

Genehmigung versagt blieb. So zeigte sich innerhalb der bayerischen<br />

Hochschullandschaft eine deutliche Motivationsdiskrepanz, wenn man die altbayerische<br />

Universität in Relation zur neubayerischen Erlanger Universität hinsichtlich „nationaler<br />

Kampfbereitschaft“ setzt. 296<br />

Eine materielle Erschwernis in der Befolgung dieses Aufrufes ergab sich schon allein aus<br />

der Tatsache, daß die Ausrüstungsgegenstände auf eigene Rechnung beschafft werden<br />

mußten und der Staat für die „Jäger“ lediglich 30 fl Entschädigung, für die „Husaren“ 100 fl<br />

zur Verfügung stellte, eine zu geringe Summe angesichts der zu tätigenden<br />

Aufwendungen. Mit Beginn des Januars 1814 überschritten die bayerischen Truppen den<br />

Rhein, darunter 20 Feldregimenter, bestehend aus „mobilen Legionen“. Vom Militärdienst<br />

waren nur noch wenige Stände befreit, neben den Staats- und Hofbediensteten<br />

Geistliche, Ärzte und Advokaten, die ihre Dienstpflicht allerdings durch Geldzahlungen<br />

ablösen mußten. Die Truppenkörper füllten sich nun zusehends mit Freiwilligen, auch die<br />

Studierenden gaben ihre Zurückhaltung merklich auf. Bereits im Oktober 1813 stellten der<br />

Erlanger Seniorenkonvent und die darin vertretenen Corps den Antrag, ein eigenes<br />

Jägercorps ins Leben rufen zu dürfen. Zwar verweigerte der akademische Senat hierfür<br />

seine Zustimmung, ohne daß über die Motive der Ablehnung eine stichhaltige<br />

Begründung gegeben wurde, es ist aber zu vermuten, daß angesichts der Existenz von<br />

mobilen Legionen und freiwilligen Jäger- und Husarencorps eine weitere Aufsplitterung<br />

der Freiwilligenverbände nicht für sinnvoll erachtet wurde. 297<br />

Betrachtet man das Namensregister der sich aus den Landshuter Corps rekrutierenden<br />

Freiwilligen, so fällt auf, daß ein Gutteil von ihnen sich den zu erwartenden Strafen<br />

anläßlich der im Sommer 1813 einsetzenden Untersuchungen gegen geheime<br />

Verbindungen durch einen Übertritt in den Militärdienst zu entziehen trachteten. Soweit<br />

sie ihre Studien noch nicht abgeschlossen hatten und eine Rückkehr auf die Universität<br />

nicht mehr möglich war, verblieb die Militärlaufbahn als einzige Aufstiegsmöglichkeit im<br />

Staatsdienst. Georg Leinsteiner etwa, der im Jahre 1813 relegierte Senior der Bavaria,<br />

296<br />

297<br />

vgl. Beckenbauer, Alfons, München 1992, S.206/207<br />

vgl. Kurz, Ferdinand: Bayerische Korpsstudenten in den Freiheitskriegen 1813-1815. S.6-9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!