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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 37<br />

heutigen Erscheinungsbild. Die großen Veränderungen vollzogen sich im 19. Jahrhundert<br />

eher an der Peripherie der Stadt, vor allem hervorgerufen durch den Eisenbahnbau. Zur<br />

Zeit des Umzugs der Universität nach Landshut im Jahre 1800 wirkte die Stadt wie eine<br />

niederbayerisch-gemütliche Bauernstadt, umgeben von Kirchen und Klöstern, bestanden<br />

von Wirtshäusern und Brauereien, erfüllt vom Biedersinn und Handwerksfleiß… zudem<br />

noch sehr wehrhaft und in sich geschlossen; sie war von einer Stadtmauer mit Türmen<br />

umgeben, hölzerne Wehrgänge und Befestigungsanlagen sowie sieben bewachte<br />

Stadttore vervollständigten diesen Eindruck. Vor den Stadtmauern befanden sich noch<br />

wassergefüllte Doppelgräben ohne Zuflüsse, die im Laufe der Zeit zu sumpfigen Tümpeln<br />

mutierten und bei heißem Sommerklima üble Gerüche abgaben.<br />

Bei Eintritt in die Stadt, zumal mit Handelswaren, waren Ausweispflicht und die<br />

Entrichtung der städtischen Gefälle an den Torschreiber obligatorisch. Soldaten des 6.<br />

Infanterielinienregiments Herzog-Wilhelm oblag die Bewachung der Tore. Zwei<br />

Wahrzeichen der Stadt waren bereits bei der Annäherung an dieselbe wahrnehmbar, die<br />

Burg Trausnitz auf einer Anhöhe gelgen, sowie „der spätgotische Backsteinbau von Sankt<br />

Martin mit seinem Westportal und seinem hochragenden Turm“ 99 . Im Verlauf des 19.<br />

Jahrhunderts erfuhr das innere Stadtbild insofern Veränderungen, als im Zuge der<br />

Säkularisation die ehemals im Klosterbesitz sich befindenden Kirchen abgerissen wurden.<br />

Noch fehlten die „unschönen“ Bauten des 19. Jahrhunderts und eine durchgängige<br />

Straßenpflasterung (nur die Altstadt wies eine solche auf), die einheitliche Front der<br />

Giebeldächer war noch nicht durch die charakteristischen Bauten Johan Baptist<br />

Bernlochners mit ihren Walmdächern durchbrochen, zudem zierten noch steinerne<br />

Brunnen das Bild der Stadt. Aufgelassen wurden auch die Pfarrfriedhöfe um die großen<br />

Kirchen herum. Den Veränderungen des 19. Jahrhunderts fielen auch die barocke Pracht<br />

der Kircheninnenräume sowie die barocke Fassade des Rathauses zum Opfer. 100<br />

Das mittelalterliche Stadtbild scheint vorab die ideale Kulisse für die Herausbildung der<br />

romantischen Gegenbewegung abgegeben haben, wie aus den unterschiedlichen<br />

Schilderungen zu erkennen ist, und die Beschreibung der Universitätsstadt besitzt hier<br />

offenbar auffallende Parallelen etwa zu Heidelberg und dessen geistiger Entwicklung.<br />

Bei allen auffälligen Übereinstimmungen zeigt die auch schon von Zeitgenossen<br />

wiederholt beobachtete „Provinzialität“ das Eingebettet-Sein der kleinen Stadt im<br />

„Barbarenland“ die entscheidende Differenz zu Heidelberg.<br />

99<br />

100<br />

Platen in seinem Tagebuch aus dem Jahre 1824 zitiert bei Hornung, Alois: Landshut. Das Bild einer<br />

Stadt in Auszügen aus dem Schrifttum Goethes, Bettinens und der Romantik. S.20. München 1949<br />

vgl. Herzog, Theo: Landshut 1969, S.9-12

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