PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 210<br />
skeptisch, und mehr noch in bezug auf den propagierten Zusammenschluß mit dem<br />
Vaterlandsverein 642 , über dessen Stärken und Erscheinungsbild unter den Abgeordneten<br />
derartige Unkenntnis herrschte, daß die geschäftsführende Burschenschaft beauftragt<br />
wurde, diesbezüglich Erkundigungen einzuziehen. Als geradezu abenteuerlich mutet es<br />
bei genauer Daraufsicht an, einer Chimäre wie dem Vaterlandsverein einen derartig<br />
unüberprüften Vertrauensvorschuß für die Organisation der Revolution wie deren Leitung<br />
durch die freiwillige Unterwerfung unter dessen Befehlen geleistet zu haben. Die Kritik<br />
Böhringers, des ehemaligen Münchener und jetzigen Tübinger Germanen, an diesem<br />
Verfahren darf durchaus als Ausdruck des Unbehagens an dem Gesamtunternehmen<br />
schlechthin gewertet werden. 643<br />
Die beschwichtigenden Äußerungen Obermüllers, des angeblichen Vertreters des<br />
Vaterlandsvereins auf dem Burschentag, der den Abgeordneten eine breite<br />
Rückendeckung durch Volk und Militär (Württemberg) suggerierte, mögen hier das Ihrige<br />
dazu beigetragen haben, jugendliche Naivität und Begeisterungsfähigkeit in Sorglosigkeit<br />
abgleiten zu lassen. Neben dem Bekenntnis zur revolutionären Tendenz (laut Otto<br />
innerhalb der süddeutschen Burschenschaften längst Teil der Konstitution) und der<br />
beabsichtigten Kontaktaufnahme zum Vaterlandsverein, als dessen intimer Kenner sich<br />
Wislizenus 644 ausweist, indem er an die Heidelberger Burschenschaft einen Brief für Dr.<br />
Körner in Frankfurt übergibt, beschließt laut Aussagen von Untersuchungsprotokollen des<br />
zentralen Untersuchungsausschusses der Burschentag des weiteren:<br />
642<br />
643<br />
644<br />
645<br />
weitgehende Autonomie jeder Burschenschaft hinsichtlich ihrer<br />
Organisationsform (Richtschnur allein die gemeinsamen Beschlüsse),<br />
Errichtung politischer Clubs mit Bürgern, Verwendung einer geheimen<br />
Ziffernschrift bei Übermittlung von Informationen, Verzicht auf Vorrechte der<br />
Burschenschaften im Seniorenkonvent gegenüber Landsmannschaften<br />
(man verzichtete auf die 50%igen Stimmenanteile innerhalb des<br />
Seniorenconvents zugunsten der Landsmannschaften, um diese für die<br />
burschenschaftliche Seite geneigter zu machen, diese Darstellungsversion<br />
übernimmt der Untersuchungsausschuß zumindest so von dem<br />
Angeschuldigten von der Hude 645 ), der Verruf gegen die Arminen sollte<br />
aufgehoben werden (Motivlage analog Landsmannschaften), die<br />
vgl.QuD/IV,S.342/44<br />
vgl. MInn 45826/§ 20 f. Obschon an der Bereitschaft für die Revolution im Sinne ihrer Erregung bei<br />
Böhringer keinerlei Zweifel angebracht sind, wie aus dessen „Überzeugungsarbeit“ in Tübingen<br />
unschwer herauszulesen ist.<br />
vgl. MInn 45826/§ 24. Wislizenus gibt auch diverse Einzelheiten auf dem Burschentag preis, unter<br />
anderem erläutert er den Zweck des Vereins.<br />
vgl. Rep. 105.21 Vol. I.