30.10.2012 Aufrufe

PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 190<br />

Ausweg des Art. 44 tatsächlich als nutzlos, indem jener durch die Preisgabe seiner<br />

Pensionsberechtigung als Privatperson und unter Zustimmung einer parlamentarischen<br />

Mehrheit innerhalb der Zweiten Kammer in dieselbe einrücken konnte. 563<br />

In seiner Eröffnungsrede steuerte daher Ludwig insofern einen Beschwichtigungskurs, als<br />

er ein Preßgesetz in Aussicht stellte und der Volksvertretung schmeichelte, indem er<br />

deren Existenzberechtigung durch die Versicherung, „kein unumschränkter Herrscher“<br />

sein zu wollen, anerkannte. 564<br />

Damit konnte er die Stimmung marginal, aber nicht fundamental verbessern. 565 Schon in<br />

der ersten Sitzung wurde klar, daß Schenk als Protagonist jenes verhaßten Presseedikts<br />

zur Zielscheibe der Erbitterung der Zweiten Kammer werden würde. Das Presseedikt<br />

mußte fallen, wenn Ergebnisse auf dem Landtag erzielt werden sollten. Zudem wird im<br />

Verlauf der Debatten auch deutlich, daß Schenk als Person getroffen werden sollte. Eine<br />

Ministeranklage kann nur mit Mühe verändert werden, eine Beschwerde mit dem Vorwurf<br />

des Verfassungsbruchs bei Abfassung jenes unseligen Edikts jedoch nicht. Am 24. Mai<br />

1831 machte Schenk mit seinem Rückzug den Weg zu einer möglichen Einigung frei. 566<br />

Als „Pazifikator“ der Zweiten Kammer sollte Staatsrat Stürmer (widerwillig) fungieren, im<br />

Hintergrund Wrede auf die gemäßigt-liberalen Abgeordneten einwirken. 567 Ludwig ist um<br />

Rückzug und Schadensbegrenzung bemüht, bietet die Preisgabe der Zensurverordnung<br />

an, verlangt aber im Gegenzug die Verabschiedung des Budgets und der Zivilliste sowie<br />

die Anerkennung eines neuen Preßgesetzes. Die Kammer lehnt ab, und Ludwig nimmt<br />

am 12. Juni 1831 die Preßverordnung einseitig zurück. 568<br />

Damit hatte Ludwig eine nicht unprekäre (im Sinne seines Autoritätserhalts) Vorleistung<br />

erbracht, die Rudhart dazu veranlaßte, in einer Denkschrift einen möglichen Ausgleich auf<br />

der Basis einer lebenslänglichen Anerkennung der Zivilliste durch die Kammer (dies hatte<br />

verfassungsändernde Qualität) bei gleichzeitiger Gewährung der<br />

Ministerverantwortlichkeit vorzuschlagen. Daraus wird nichts, einmal, weil die Stände ein<br />

563<br />

564<br />

565<br />

566<br />

567<br />

568<br />

vgl. Gölz, Wilhelmine: München 1926, S. 30/31<br />

vgl. ebd., S. 53<br />

vgl. Gollwitzer, Heinz: München 1997, S. 450<br />

vgl. Gölz, Wilhelmine: München 1926, S. 61-80<br />

vgl. Böck, Hanns Helmut: Karl Philipp Fürst von Wrede als politischer Berater König Ludwigs I. von<br />

Bayern (1825-1838). Ein Beitrag zur Geschichte der Regierung Ludwigs I. Phil.Diss., München 1968,<br />

hier S. 97 f<br />

vgl. Gollwitzer, Heinz: München 1997, S. 451-456

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!