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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 169<br />

sie der Untersuchungsausschuß in seinen Untersuchungen seit dem Burschentag in<br />

Frankfurt in die Burschenschaftsbewegung hineininterpretierte, war man noch weit<br />

entfernt. Evident war aber die Unzufriedenheit mit den politischen Fakten, so, wie man sie<br />

vorfand. In einem nicht näher datierten Schreiben der Münchner Germania an die<br />

Tübinger Burschenschaft aus dem Jahre 1832 beklagte man das „engherzige Verhalten“<br />

der Burschenschaften gegenüber den Landsmannschaften, und dies nicht ohne Grund,<br />

denn seit der Wiedererrichtung der Münchner Germania im Mai 1831 arbeitete man mit<br />

großer Energie an der Erweiterung der eigenen Agitationsplattform. Den formellen<br />

Bestand der Burschenschaften aufzulösen und die studentische Struktur völlig<br />

preiszugeben, war ein weiterer Vorstoß von Münchner Seite, um die Burschenschaften in<br />

einer großen Allianz mit den Bürgern zu vereinigen. 495<br />

Daß die „Tübinger“ diesem Ansinnen eine Absage erteilten, zeigte doch hinlänglich auf,<br />

welche Wegstrecke der „Politisierung“ die Münchner Germania im Jahre 1831<br />

zurückgelegt hatte und wie sehr sie bereit war, jenseits studentischer Denkkategorien<br />

(Karriere, Ausbildung, Zukunftsfähigkeit etc.) der unmittelbaren politischen Tagesaktualität<br />

Präferenz einzuräumen. Das Jahr 1831 stand von daher ganz im Zeichen der<br />

burschenschaftlichen Subsumption unter die bürgerliche Protestbewegung.<br />

Am 1. Mai 1831 formierte sich die Germania neu und trat sofort als Mitglied des<br />

Allgemeinen Verbandes wieder in Erscheinung. Man verabsäumte auch nicht Statuten<br />

vorzulegen, um die behördliche Genehmigung zu erhalten. Trotz gänzlichen Fehlens<br />

jedweder politischer Äußerung sowie organisatorischer Strukturelemente einer<br />

burschenschaftlichen Bewegung überwog das behördliche Mißtrauen und die<br />

Anerkennung unterblieb, wenn auch unter stillschweigender Duldung durch dieselben. 496<br />

Der „entschieden politische Charakter“ (so der Untersuchungsausschuß) zeigte sich aber<br />

am Halten „übertrieben politischer Blätter“ wie das Volksblatt des Dr. Eisenmann, die<br />

Tribüne von Dr. Wirth, das Tagblatt, den Scharfschütz von Dallberg und die Stuttgarter<br />

Allgemeine Zeitung und andere. Den 18. Juni 1831, den Gedenktag anläßlich der<br />

Waterloo-Schlacht, benutzte man zu einem feierlichen Commers unter Einschluß der<br />

Münchner liberalen Oppositionsprominenz jener Zeit. Neben Dr. Siebenpfeiffer und Dr.<br />

Wirth waren auch die Landtagsabgeordneten Baron von Closen, Cullmann, Seuferth und<br />

Schwindel vertreten, denen man an dieser Stelle den germanischen Dank für deren<br />

495<br />

496<br />

vgl. MA 24577/Blatt 31f<br />

vgl. Rep. 97/VIII/Band 2/Blatt 430

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