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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 212<br />

der Beziehungen zum ominösen Vaterlandsverein weiter vorangetrieben wurde, auch<br />

wenn präzise Belege dafür fehlen.<br />

Des weiteren fehlen jegliche Hinweise auf praktische Vorbereitungsmaßnahmen im<br />

Hinblick auf den Ausbruch einer Revolution. Man darf auch hier schlußfolgern, daß<br />

derartige Vorbereitungsmaßnahmen in München, wenn überhaupt, marginale Bedeutung<br />

besaßen, denn eine Teilnahme aktiver Münchener Germanen am Frankfurter<br />

Wachensturm ist nicht belegt. Diese Diskrepanz zwischen politischer Euphorie im Vorfeld<br />

und der gänzlichen Abwesenheit am 3.4.1832 in Frankfurt wirft doch einige Fragen auf,<br />

deren Beantwortung über den Grad von Mutmaßungen nicht hinausgehen kann.<br />

Die latent vorhandenen Zweifel der Burschenschafter im Hinblick auf die Fähigkeiten des<br />

Vaterlandsvereins, die Revolution organisatorisch soweit voranzutreiben und durch die<br />

Herstellung eines dichten Netzwerkes, auch unter Einschluß von regulärem Militär, soweit<br />

abzusichern, daß das Risiko überschaubar blieb, tauchte immer wieder auf 648 und mögen<br />

in München bereits Wochen vor dem Unternehmen die Oberhand gewonnen haben.<br />

Denkbar wäre schlicht und einfach auch die Tatsache, daß die Benachrichtigung durch<br />

die Heidelberger (der Germane Barth war damit beauftragt) zu spät oder gar nicht in<br />

München eingetroffen ist. 649 Nicht von der Hand zu weisen ist wohl auch für München die<br />

enorme Erwartungshaltung, die seit Stuttgart innerhalb der Burschenschaft herrschte und<br />

im Bewußtsein das Bevorstehen großer Umwälzungen statuarisch verankerte.<br />

Für den Vaterlandsverein spielten innerhalb der Putschpläne die Burschenschaften<br />

insofern eine herausragende Rolle, als sie für die Erstürmung der Hauptwache<br />

vorgesehen waren, ein Ereignis, welches im Gesamtkontext der Planungen, soweit sich<br />

diese nachvollziehen lassen, die Qualität eines Fanals besaßen, um „unter den<br />

Volksklassen eine ungeheure Bewegung“ 650 entstehen zu lassen. Den Mittelpunkt des<br />

burschenschaftlichen Interesses von seiten des Vaterlandsvereins bildete dieHeidelberger<br />

Germania, dies wohl schon aufgrund der räumlichen Nähe zu Frankfurt. Sie übernahm<br />

nicht nur die Kontaktaufnahme zum Vaterlandsverein (Küchler mit Brief Wislizenus an<br />

Körner), sondern werden durch Gegenbesuche von seiten Dr. Bunsens (Fastnacht 1833)<br />

648<br />

649<br />

650<br />

vgl. App.-Ger. 5148/4/Blatt 86 f. Der Erlanger Germane Dähnert weist in seiner Vernehmung auf den<br />

Umstand hin, daß auf burschenschaftliche Anfragen vor Ort in Frankfurt über den Stand der<br />

Bereitschaft der Frankfurter Bürger, das Unternehmen zu unterstützen, der barschen Zurechtweisung<br />

durch den jeweiligen Kommandeur (in diesem Fall Teuton, wohl ein Deckname) über soviel<br />

gezeigten Kleinmut in der Regel beruhigende und die Sorglosigkeit befördernde Beschwichtigungen<br />

folgten.<br />

vgl. Hrsg. Görisch, Reinhard/Mayer, Thomas Michael: Untersuchungsberichte zur republikanischen<br />

Bewegung in Hessen 1831 bis 1834. Frankfurt/Main 1982, S. 22. Allerdings heißt es bei<br />

Görisch/Mayer, daß München wie auch die anderen Burschenschaften innerhalb des Allgemeinen<br />

Verbandes das Heidelberger Rundschreiben positiv beantwortet hätten.<br />

vgl. Görisch/Mayer, Frankfurt/Main 1982, S. 22

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