PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 61<br />
zwischen engem und weitem Bund sehr lose blieb. Seit 1819 gestaltete sich auch ihr<br />
Auftreten ungenierter, nur bei der Organisation von Duellen bewahrte man die üblichen<br />
Vorsichtsmaßnahmen. Die latente Feindseligkeit gegenüber dem Militär teilte Suevia mit<br />
den anderen Corps. 1823 konnte das erste Stiftungsfest gefeiert werden. Das Corps galt<br />
als von der Bevölkerung akzeptiert und im Leben der Stadt integriert. 169<br />
Die behördliche Verfolgungswelle, beginnend mit dem Bericht des Regierungskommissars<br />
von Günther vom 27.3.1823, führte auch für Suevia in die Selbstauflösung und<br />
anschließenden Rückzug in die Unkenntlichkeit. Auch die Aktivitäten des<br />
Seniorenkonvents erloschen. Am 24.11.1824 konstituierten Suevia und Palatia den<br />
Seniorenkonvent neu, Bavaren und Isaren blieben außerhalb, über die Gründe lassen<br />
sich Spekulationen anstellen, vermutlich wähnte jede der Gruppierungen den<br />
vermeintlichen Denunzianten, den Krüll als Waffe zur Selbstauflösung der Corps ins Feld<br />
führte, bei der anderen Partei. Schon vier Tage später sollte sich das Fehlen eines<br />
allgemeinen, funktionierenden Seniorenkonvents nachteilig bemerkbar machen, als bei<br />
der Rückkunft der Corps in die Stadt (das Ganze geschah in großen gesonderten<br />
Kolonnen mit insgesamt 400 Studenten) eine Massenschlägerei unter den in Frontstellung<br />
sich befindenden Corps ausbrach und neuerlich behördliches Ungemach befürchten ließ.<br />
Um größeres behördliches Unheil von sich zu wenden, waren zu Beginn des Jahres 1825<br />
die Corps um Selbstdisziplinierung bemüht, und, zunächst vergebliche Bemühungen um<br />
die Reaktivierung des Seniorenkonvents mit allen vier Corps sowie des alten Komments,<br />
mündeten am 16.1.1825 in den Wiederzusammentritt aller Corps im Seniorenkonvent. 170<br />
Wie schon zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, blieben die beiden Corps der Franconia<br />
und Tirolia Episoden und verschwanden nach dem Wiener Kongreß vollständig von der<br />
Bildfläche. Zumindest die Franken spielten bei der Etablierung von Landsmannschaften<br />
überhaupt, wie schon gesagt, eine herausragende Rolle. Der Bericht Krülls vom<br />
20.12.1806 läßt keinen Zweifel an der Aktivität einer fränkischen Verbindung. Die<br />
nachfolgenden Untersuchungen förderten dann auch eine Reihe von fränkischen<br />
Corpsmitgliedern hervor, wie sich überhaupt zeigte, daß im Wintersemester 1806/07 13<br />
fränkische Studenten in Landshut immatrikuliert waren. Unabweislich scheint auch<br />
festzustehen, daß Franconia Landshut von Angehörigen der Franconia Würzburg ins<br />
Leben gerufen wurde, die Namensidentität in beiden Corps läßt keinen anderen Schluß<br />
zu. Daß die Gründung der Bavaria als eine Folge der ungestümen fränkischen<br />
169<br />
170<br />
vgl. Du Moulin Eckart, Richard Graf v.: München 1903. S.22-37<br />
vgl. Kaufmann, Fritz: Die Geschichte des Corps Isaria Landshut–München. Band 1, S.100-110.<br />
München 1953. Nach anderen Quellen herrschte latente Mißstimmung zwischen den Corps das<br />
ganze Jahr 1825 über, und erst die Beerdigung des Bayernsenioren Escherich führte wieder zur<br />
Vereinigung aller vier Corps im Seniorenkonvent.