PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 118<br />
die zweite Kammer und Verfolgung ab und beließ es bei einer Rüge für einzelne<br />
Abgeordnete, doch der König und in seinem Gefolge Rechberg und Wrede verfochten<br />
insgeheim die Metternichsche Position eines Schlages gegen die bayerische Verfassung,<br />
der zwar nicht zur Sistierung der Verfassung führen wird, aber zu einer spürbaren<br />
Beschränkung durch die Karlsbader Beschlüsse und einer Beschneidung der bayerischen<br />
Souveränität durch die Subordination von Landesbestimmungen unter<br />
Bundesbestimmungen bei Gefährdung von Ruhe und Ordnung in Deutschland.<br />
Ihren Ausgangspunkt nahm diese österreichisch-bayerische Annäherung in der<br />
Münchener Konferenz vom 18.7.1819, anläßlich welcher Metternich und die bayerischen<br />
Vertreter unter Rechberg die wesentlichen Aspekte der Karlsbader Beschlüsse vorab<br />
fixierten 332 , darüber hinaus Wrede und Reigersberg einmal mehr ihre Doppelbödigkeit<br />
demonstrierten, die sie in gesamtministeriellen Konferenzen als Bewahrer der<br />
bayerischen Verfassung in Erscheinung treten ließ, um dann im Stile überkommener<br />
Kabinettspolitik an deren Beschneidung bzw. Abschaffung zu arbeiten.<br />
9.3. Die Landshuter Studentenverbindungen und die studentische<br />
Einheitsbewegung<br />
Wie bereits erwähnt 333 , waren sowohl inner- wie außeruniversitäre Strömungen erkennbar<br />
mit dem Ziel, auch die süddeutsche, katholische Hochschule der burschenschaftlichen<br />
Bewegung zu erschließen, aber über – zudem schlecht belegte – Ansätze kamen die<br />
Versuche nicht hinaus. Sei es, daß die weitgehend liberale Verfassung mit ihrem<br />
beachtlichen Bürgerrechtskatalog 334<br />
oder die durch die behördlichen Verbote<br />
abgeblockten Kontaktaufnahmen in den Jahren 1818/19 oder aber der zu stark<br />
verwurzelten patriotisch-bayerische Grundkonsens derartigen Aktivismus nicht<br />
begünstigte, als Faktum bliebe zu registrieren, daß, wenn es zu burschenschaftlichen<br />
Ansätzen kam, in aller Regel ein Anstoß von außen, den Ausschlag geben mußte. In<br />
einem Schreiben der Erlanger Burschenschaft an die Berliner Burschenschaft vom<br />
19.2.1819 ist davon die Rede, daß sich die tüchtigsten Burschen in Landshut zu einer<br />
Burschenschaft vereinigt hätten, ohne indes preiszugeben, um welche Gründung es sich<br />
handelte. Man wird auf Vermutungen angewiesen bleiben, aber einiges spricht dafür, daß<br />
damit die sogenannte Adelige Suite bzw. Carolina herauszulesen ist, deren Erscheinen<br />
auf das Jahr 1819 datiert werden muß. Als Indizien können die Umstände der Aufnahme<br />
332<br />
333<br />
334<br />
vgl. Büssem,Eberhard: München 1972, S.175-184<br />
vgl. Kap. 10.1.2. S. 114f.<br />
vgl. Pölnitz, Fhr. von: München 1930 S.29