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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 99<br />

Bei Betrachtung der Hochschullehrerschaft wird man ein Nord-Süd-Gefälle insofern<br />

ausmachen können, als die aus Norddeutschland berufenen Dozenten, als Protagonist<br />

darf Savigny genannt werden, aufgrund von Erziehung und Herkommen eine explizit<br />

politische Ausformung eines Nationalismus verfochten, der hinsichtlich der politischen<br />

Meinungsbildung durchaus seine Wirkung auf die Studentenschaft nicht vollends<br />

verfehlte 288 . In der öffentlichen Meinung stieß man damit aber auf kein ungeteiltes Echo,<br />

und gerade die bayerischen „Patrioten“ waren eifrig bestrebt, das für seine<br />

Überzeugungen mutige Eintreten des Kronprinzen gegen den schwächlichen, einer<br />

echten Prüfung nicht standhaltenden Nationalismus der „Ausländer“ auszuspielen. Als<br />

Beleg für diesen lauen Nationalismus nahm man die diensteifrige Zurückweisung des<br />

Vorwurfs, antinapoleonische Tendenzen zu verbreiten anläßlich der Aretinschen<br />

Verunglimpfungskampagne. 289<br />

Quellenkritisch besehen stehen die Historisch-politischen Blätter damit durchaus in der<br />

Tradition dieser Aretinschen Verunglimpfungskampagne, indem sie den untauglichen<br />

Versuch unternehmen, die aus Unkenntnis und schwärmerischer Unreife herrührenden<br />

nationalen Auftrumpf-Rhetorik Ludwigs positiv gegen den leisen, reflexiven Ton etwa<br />

eines Savigny abzuheben.<br />

Die süddeutschen Dozenten beschränkten sich in der Regel auf einen unpolitischen<br />

passiven Gestus und verschanzten ihre politischen Überzeugungen hinter einer<br />

beamtenverpflichtenden Regierungstreue oder einem das Politische dominierenden<br />

Katholizismus. Eine Ausnahme hiervon stellte Anselm von Feuerbach dar, der sich aus<br />

einem glühenden Napoleonverehrer in einen sanguinischen Despotenverachter<br />

verwandelte, dafür aber denunziert und geheimer Machenschaften mit dem<br />

österreichischen Kaiserhof verdächtigt wurde.<br />

Die Landshuter Bürger, soweit sich hierfür Zeugnisse erbringen lassen, erlegten sich bei<br />

Beteuerung ihrer politischen Sympatie mitunter wenig Hemmungen auf, wenn man dabei<br />

das Verhalten von Landshuter Professorenfrauen zugrunde legt, die den Isarübergang<br />

österreichischer Soldaten im April 1809 demonstrativ beklatschten und sich dafür den<br />

Vorwurf der Torheit durch Montgelas einhandelten. 290<br />

288<br />

289<br />

290<br />

Diese vorsichtige Umschreibung umreißt durchaus das Problem einer schwer zu quantifizierenden<br />

Größe. Daß es sich aber um eine zu vernachlässigende Größenordnung handelte, darf als gegeben<br />

vorausgesetzt werden.<br />

vgl. Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, S.886f, 56. Band. Hrsg.: Edmund<br />

Jörg/Franz Binder. München 1865<br />

vgl. Beckenbauer, Alfons: München 1992, S.144f

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