PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 205<br />
vorzunehmen, fand anfangs keine mehrheitliche Zustimmung. 622 Erst als man sich, vor<br />
allem in Tübingen, nach heftigen „innerparteilichen“ Auseinandersetzungen den<br />
Münchener und Würzburger Standpunkt, zwecks Erhöhung der Schlagkraft eine<br />
Solidarität mit Bürgern und Landsmannschaften herbeizuführen, zu eigen gemacht hatte,<br />
war der Weg für den Stuttgarter Burschentag frei.<br />
Dabei sollten aus ehedem studentischen Organisationen politische Clubs werden, da, so<br />
die in Anschlag gebrachte Argumentation, das „akademische Verbindungswesen<br />
angesichts der Zeitumstände jegliche Legitimationsbasis eingebüßt habe“, zudem sei<br />
„aufgrund der Übereinstimmung der Grundsätze zwischen den einzelnen Hochschulen“<br />
ein solcher Bund nicht mehr vonnöten. 623<br />
Die Ereignisse nach jenen Bundesbeschlüssen stellen innerhalb des studentischen<br />
Agierens eine erneute Zensur dar. Unter den Bedingungen der Illegalität gestalteten sich<br />
nicht nur die Kontakte zu Vertretern der außerstudentischen Opposition zunehmend<br />
schwieriger, die Verbindungen selbst waren genötigt, sich auf kleine, meist isolierte Kreise<br />
zu reduzieren. Die Radikalisierung dieser Gruppierungen nahm im Verhältnis der<br />
Vergeblichkeit ihrer Agitationsbemühungen zu. Vor allem die Hoffnungen, die man auf<br />
einen Gutteil des Bürgertums setzte, erwiesen sich zunehmend als trügerisch. Gerade die<br />
Münchener Germania mußte erfahren, daß ihre so sorgsam gepflegten Beziehungen zu<br />
den Häuptern der Opposition innerhalb der Zweiten Kammer des Landtages von 1831<br />
nicht die erhofften Früchte trugen. Der Umorientierung in taktischer wie organisatorischer<br />
Beziehung zum Zweck der Erregung einer Revolution lag die optimistische Annahme<br />
zugrunde, daß bei einer ausbrechenden Revolution eine breite Volksbewegung unter<br />
internationalem Einschluß (polnische Emigranten, Mitglieder des "Jungen Deutschland"<br />
im französischen Exil sowie französische Demokraten) für den Erfolg der gerechten<br />
Sache sorgen würden. 624<br />
Ein Optimismus, der auf studentischer Seite so wenig Berechtigung besaß wie jene<br />
monokausale Ursachenforschung des allgemeinen Untersuchungsausschusses, welcher<br />
zwar innerhalb der Studentenschaft eine weit verzweigte „Verschwörung“ vermutete, aber<br />
eine genaue soziologische Beleuchtung des Umfeldes des Preß- und Vaterlandsvereins<br />
unterließ.<br />
622<br />
623<br />
624<br />
vgl. MA 24577/Blatt 33<br />
ebd./Blatt 43<br />
Faber, Karl Georg: Strukturprobleme des deutschen Liberalismus im 19. Jahrhundert.. In: Der Staat.<br />
Zeitschrift für Staatslehre, öffentliches Recht und Verfassungsgeschichte. 14. Band 1. Heft, Berlin<br />
1975, S. 193-195