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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 33<br />

kirchlich-konservativen Kreisen, die in Sailer den „Mystiker“ und „Separatisten“ witterten 80 ,<br />

und verfolgt bis hin zum Rufmord ist sein Rang unter Studenten und einer Vielzahl von<br />

Zeitgenossen wie der Nachwelt unbestritten. 81 Neben der Neubegründung der<br />

katholischen Moraltheologie in der Auseinandersetzung mit der Kantischen Philosophie<br />

entfaltete Sailer als Pädagoge von hohem Rang seine eigentliche Tiefenwirkung. Aus<br />

Sailers Priesterschule ging „eine Generation junger Theologen hervor, die Sailers Geist<br />

einer neuen von innen erfüllten Gläubigkeit in breite Schichten hinaustrug und so die<br />

Überwindung der Aufklärung vollendete“ 82 .<br />

Die hartnäckigsten Widersacher erwuchsen dieser Gruppierung im sogenannten<br />

„Kränzchen“, dem „Illuminatenclub“ von Landshut als dessen Kopf der Jurist Thaddäus<br />

Gönner galt; als Wissenschaftler unbestritten, war sein Charakter für viele Zeitgenossen<br />

nur schwer verträglich, ein Tatbestand, der sich wiederholt in scharfen Angriffen auf ihn<br />

bemerkbar machte. Bereits im Jahre 1802 sah sich Gönner zu einer Verteidigungsschrift<br />

veranlaßt. 83 Eine ähnlich hervorstechende, die Dissonanzen zwischen den<br />

Hochschullehrern verstärkende Rolle spielte der schon erwähnte Jakob Salat; ihm<br />

geistesverwandt und im Sailerkreis als „entarteter kantischer Moralprediger“ 84<br />

gebranntmarkt, avancierte Matthäus Fingerlos 1806 zum Leiter des Georgianums. In<br />

statuarischem Gegensatz zu Sailer (Abberufung Fingerlos' 1814 auf Betreiben Sailers)<br />

vermittelte er Theologiestudenten überwiegend praktische Fähigkeiten, die schon zu<br />

seiner Zeit Zielscheibe spöttischer Flugblätter wurden. 85<br />

Ein dritter Kreis etablierte sich um den Juristen Friedrich Karl von Savigny. 1808 nach<br />

Landshut gekommen, trug er zum Aufblühen der Universität bei, konnte aber während der<br />

zwei Jahre seines Aufenthaltes in Landshut nie so ganz heimisch werden (Parteiengeist).<br />

Trotz aller Querelen unterhielt er enge Beziehungen zu Sailer, dem er „aufgrund seiner<br />

eigenen pietistisch geprägten Frömmigkeit“ 86 nahestand. Neben seiner überaus<br />

fruchtbaren Lehrtätigkeit, aus der eine Reihe namhafter bayerischer Juristen hervorging 87 ,<br />

fand der überwiegend literarisch ambitionierte Kreis durch die Anwesenheit der Brentano-<br />

Geschwister, Clemens und Bettina, Beachtung. Hier ergaben sich auch Kontakt und<br />

Freundschaft zur Landshuter Jugendbewegung um Ringseis. Die Begegnung mit Ringseis<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

Moisy, Sigrid von: Regensburg 1984, S.141<br />

Schiel, Hubert: Johann Michael Sailer. Leben und Briefe. Erster Band. Leben und Persönlichkeit in<br />

Selbstzeugnissen, Gesprächen und Erinnerungen der Zeitgenossen. S.317f. Regensburg 1948<br />

Moisy, Sigrid von: Regensburg 1984. S.141<br />

Gönner, Nikolaus Thaddäus: Erklärung an das baierische Publikum von Hofrath und Professor<br />

Gönner zu Landshut. Landshut 1802<br />

Schmidt, Rainer: Berlin 1972, S.206<br />

vgl. ebd.<br />

vgl. Schmidt, Rainer: Berlin 1972. S.208<br />

vgl. Moisy, Sigrid von: Regensburg 1984. S.149-155

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