PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 215<br />
Den Aspekt des „Lächerlichen“, dem jenes Ereignis aus der Rückschau unzweifelhaft<br />
auch anhaftet 657 , ein Eindruck, der durch die Aussage Dähnerts vor Gericht noch<br />
verfestigt wird, wenn man den Grad der Unbedarftheit, Non-Professionalität und<br />
Leichtgläubigkeit der studentischen Beteiligten in Rechnung stellt, erfährt doch eine<br />
Relativierung durch die Tatsache, daß innerhalb der liberalen Oppositionsbewegung ein<br />
enormer Optimismus herrschte, die drückenden realpolitischen Verhältnisse abändern zu<br />
können. 658<br />
Die Teilnahme Münchener Germanen beschränkte sich auf ehemalige Mitglieder, die<br />
entweder ins „zivile“ Leben übergetreten waren, wie im Falle Gustav Peter Körners und<br />
Theodor Engelmanns, oder als Erlanger bzw. Würzburger Germanen in Frankfurt in<br />
Erscheinung traten. 659<br />
Nimmt man eine Bestandsaufnahme aller der Beteiligung an dem Unternehmen<br />
verdächtiger bayerischer Studierender vor, erhöht sich deren Zahl erheblich, wobei es den<br />
Behörden nicht gelang, aller Verdächtiger habhaft zu werden und lückenlose Nachweise<br />
zu führen. Dähnerts Aussagen vor dem Münchner Kreis- und Stadtgericht dürften den<br />
aktiven Kern der Insurgenten beschreiben, wenn er sich auf die auf der Anreise nach<br />
Frankfurt befindlichen (30.3.1833) Personen bezieht. 660<br />
6.2. Die Ursachen für das Scheitern des Wachensturms<br />
Bei Betrachtung der Parameter, welche dem Scheitern des Unternehmens zugrunde<br />
gelegt werden müssen, können die Details der einzelnen Ablaufmomente vernachlässigt<br />
werden, zu oft wurden sie bereits beschrieben. 661<br />
Nicht zu unterschlagen aber ist jenes Moment, das dieses Scheitern am sinnfälligsten<br />
dokumentiert und auf einen entscheidenden Punkt zurückführt. Bei der Erstürmung der<br />
Hauptwache, ein zunächst erfolgreiches Unternehmen, verweigerten die dabei<br />
überwältigten Soldaten die Teilnahmebereitschaft, den zu erwartenden Angriff des Linien-<br />
Militärs abzuwehren. Damit wurde ein integraler Teil der putschistischen<br />
Erwartungshaltung gegenstandslos. Auch die in Aussicht (vom Vaterlandsverein) gestellte<br />
Unterstützung der Frankfurter Bürger verläßt das Niveau mentalen Einverständnisses mit<br />
den Aufständischen zu keinem Zeitpunkt. 662 Die Burschenschafter werden im nachhinein<br />
657<br />
658<br />
659<br />
660<br />
661<br />
662<br />
vgl. Roeseling, Severin:Köln 1998. S. 308<br />
vgl. ebd.<br />
vgl. St.A.M., App.-Ger. 5148/4<br />
vgl. St.A.M.,App.-Ger. 5148/4. Eine Namensliste mit 15 Teilnehmer wird hier von Dähnert angeführt.<br />
vgl. Gerber, Harry: Der Frankfurter Wachensturm vom 3. April 1833. In: QuD/XV, S. 171-213. Vgl.<br />
auch MA 7718. Vgl. auch MInn 45524/Bericht vom 18.12.1833. Vgl. auch QuD/X, S. 291-302.<br />
vgl. MInn 45524/Blatt 28