PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 199<br />
Wenn das Überwachungsinteresse auch vornehmlich den Privatdozenten galt 597 , so<br />
zeigten doch die Bespitzelung angesehener Hochschullehrer wie im Falle Lorenz<br />
Okens 598 und Friedrich Wilhelm Thierschs 599 das gestiegene behördliche Mißtrauen.<br />
Bereits in seinem ersten Bericht 600 mahnte von Braunmühl eine Reihe von<br />
Verschärfungsmaßnahmen an, da sich die bisherigen Regelungen als nicht ausreichend<br />
erwiesen hätten. So forderte er die Anwesenheit eines Polizeibeamten und des<br />
Kommissärs bei der Immatrikulation, Studienzeitverlängerungen nur bei stichhaltigen<br />
Begründungen, Zurückweisung von Neuimmatrikulationen bei schlechten<br />
Sittenzeugnissen sowie eine grundsätzliche Umgestaltung des Lehrkörpers nach der<br />
Maßgabe ihrer „religiösen und monarchischen Tauglichkeit“.<br />
Damit war der Weg beschritten zu einer schrittweisen Revision der zuletzt 1827 im Sinne<br />
einer Liberalisierung der Universität abgefaßten Satzungen. Den vorläufigen Schlußstein<br />
bildeten die revidierten Satzungen aus dem Jahre 1835 mit einer Einschränkung der<br />
Lernfreiheit bei verschärften Prüfungsvorgaben. Obligatorisch wurden nun wieder<br />
Zwischenprüfungen und Strafprüfungen für bummelnde Studenten.<br />
5.2.3. Verschärfung der Pressezensur<br />
Wallerstein verfocht eine moderate und flexible Pressepolitik und trat demzufolge auf dem<br />
Landtag von 1831 auch für die Sistierung des Schenkschen Presseedikts ein. 601 Wenn<br />
auch diese Position über das Jahr 1831 hinaus nicht aufrechterhalten werden konnte und<br />
sich daher die Enttäuschung auf seiten der Liberalen in unverhohlene Kritik an Wallerstein<br />
verwandelte, so bleibt doch festzuhalten, daß bei dem nun sukzessive erfolgenden<br />
Rückzug der bayerischen Regierung unter dem durch Metternich lancierten Bundesdruck,<br />
der schließlich zur Preisgabe genuiner bayerischer Souveränitätsprinzipien führen wird,<br />
Wallerstein die Rolle des Gedrängten der indes aus eigener Überzeugung Agierenden<br />
übernehmen mußte. 602<br />
597<br />
598<br />
599<br />
600<br />
601<br />
602<br />
vgl. Doeberl, Michael: Festschrift zur Jahrhundertfeier der Universität München. Ludwig I., der zweite<br />
Gründer der Universität München. München 1926, S. 41<br />
vgl. Dickerhof, Harald: S. 238<br />
Pölnitz, Götz Frhr. von: München 1929, S. 58<br />
vgl. Doeberl, Michael: München 1926, S. 41<br />
vgl. 5.2.1.<br />
vgl. 5.2.1. Zuber vertritt bei Betrachtung jenes Zeitabschnittes allerdings die Auffassung, daß<br />
Öttingen-Wallerstein sehr wohl in seiner Härte im Umgang mit der liberalen Presse den Gefolgsmann<br />
Österreichs aus innerer Überzeugung zu spielen bereit war und interpretiert die nicht selten<br />
martialische Rhetorik Öttingen-Wallersteins in dieser Richtung. In merkwürdig losgelöstem Kontrast<br />
dazu erscheinen aber dabei dessen immer wiederkehrende Bremsversuche zur Abwehr<br />
einzelstaatlichen Souveränitätsverlustes. Vgl. hierzu Zuber, Karl-Heinz: München 1978, S. 113-116.