PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
II. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Burschenschaft in München von 1826 bis 1833 163<br />
3. Die Bürgerschaft in ihren unkritischen Teilen lebte in Erwartung eines baldigen<br />
Aufstandes und bemühte sich von daher um Ruhe und Ausgleich.<br />
4. Dem Ausland gegenüber ist man von bayerischer Seite um eine Bagatellisierung<br />
der Ereignisse bemüht, ohne den Widerspruch zwischen den verharmlosenden<br />
Darstellungen nach außen und dem rigiden Vorgehen im Inneren auflösen zu<br />
können. 481<br />
5. Die der Regierung nahestehende Presse in München und Augsburg (Augsburger<br />
Allgemeine, Münchner Politische Zeitung, Inland etc.) sind um gleichlautende,<br />
zurückhaltende Berichte bemüht und vornehmlich damit beschäftigt, die heftigen<br />
Attacken des Würzburger Volksblattes (Dr. Eisenmann) zurückzuweisen. 482<br />
6. Das mit der Untersuchung beauftragte Appellationsgericht in Landshut kam zu<br />
dem Ergebnis, daß es sich bei diesem Tumult um keine durch die Germania<br />
inszenierte Verschwörung mit revolutionärer Tendenz gehandelt habe, obschon<br />
die Unruhen von den Germanen ausgegangen seien, vielmehr studentischer<br />
Übermut und die statuarisch über die Zeiten herrschende Feindschaft zwischen<br />
Soldaten und Studierenden den Tumult angeheizt hätten.<br />
Also: Tumult ja, aber ohne politischen Hintergrund, so das Fazit, wobei der Germania<br />
durch die Tatsache ihrer Beziehungen zu anderen Burschenschaften ein hoher Grad<br />
politischen Engagements unterstellt wurde.<br />
Das Appellationsgericht erkannte schließlich auf Freispruch der Angeklagten 483<br />
(11.8.1831), aber dies nach einer langen und nicht selten menschenunwürdigen<br />
Untersuchungshaft, die eine entscheidende antimonarchische Schärfung des politischen<br />
Gemüts der Inkulpanten bewirken wird. 484<br />
Die langfristigen Auswirkungen können in ihrer Tragweite gar nicht hoch genug<br />
veranschlagt werden: Die nun offiziell verbotene Germania wird in ihrer illegalen<br />
Weiterexistenz den Schwenk zu einer politisch-tätigen Tendenz hin vollziehen. Der König<br />
und dessen Adlatus Schenk vollzogen endgültig ihre konservative Tendenzwende, wie<br />
umgekehrt die liberale Opposition über den Landtag 1831 ihr gestiegenes<br />
Selbstwertgefühl in der Zweiten Kammer mit ihrer Attacke gegen die verfügte<br />
481<br />
482<br />
483<br />
484<br />
vgl. Heinloth, Wilhelm: Die Münchner Dezemberunruhen 1830. München Phil.Diss., 1930. S. 45f<br />
vgl. ebd. S. 59-64<br />
dies sehr zum Unwillen Ludwigs, der mit allen legalen juristischen Mitteln versuchte, zu<br />
Schuldurteilen zu kommen<br />
vgl. Heinloth, Wilhelm: München 1930. S. 65f