PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 23<br />
Mit der Rückläufigkeit der Reformtätigkeit sowie der Rücknahme von<br />
Verfassungsvorgaben ab 1808 (keine Nationalrepräsentation etc.) wird der politische<br />
Charakter der Grundrechte im Sinne von Kampfparolen des sich formierenden<br />
Bürgertums eine stärkere Akzentuierung erhalten und die Notwendigkeit einer<br />
Angleichung von bürgerlichem und politischem Freiheitsbegriff ins Bewußtsein bringen.<br />
Endgültig unter dem Eindruck der Freiheitskriege und der daraus resultierenden<br />
verschärften Notwendigkeit zur staatlichen Selbstbehauptung (Einschränkung der<br />
Pressefreiheit bei gleichzeitig benötigter Verbesserung des Staatskredits) werden sich die<br />
Oppositionskräfte nicht nur gegen die dirigistische Allmacht Montgelas' wenden, sondern<br />
den monistischen Staatsbegriff zugunsten eines dualistischen mit einem – wenn auch<br />
eingeschränkten – Herrschaftsmandat des Volkes umbilden. 50<br />
Mit dieser abschließenden Betrachtung der Verfassung von 1808 soll die<br />
notwendigerweise kursorische und an der Oberfläche haftende Untersuchung der<br />
Grundbedingungen des sich formierenden modernen bayerischen Staates aus der<br />
Reformzeit den Blick freigeben – als gesellschaftlich-politischer Überbau – auf die durch<br />
diesen Staat ebenso neu gestaltete Universitätslandschaft und dem daraus resultierenden<br />
Konfliktpotential zwischen dem autoritativ Unterwerfung einfordernden allmächtigen Staat<br />
und der auf korporativ-burschikoser Eigenständigkeit bedachten Studentenschaft.<br />
2.4. Zusammenfassung<br />
Im Resumee der Entwicklungstendenzen des bayerischen Staates in der ersten Phase<br />
des Königtums unter der Ägide Max Josephs sei an dieser Stelle ausdrücklich auf die<br />
ungewöhnlich materialreiche und dichte Arbeit Walter Demels ( Fußnote 8) verwiesen,<br />
dessen Untersuchung unter dem Schlagwort „Bayerischer Staatsabsolutismus“ den<br />
Blickwinkel auf sämtliche Reformaktivitäten jener Zeit abgibt.<br />
In Mittelpunkt des Interesses (Montgelas` wie auch des Königs Max Joseph) stand der<br />
Staat, dessen Leistungsfähigkeit nach innen wie nach außen gesteigert werden sollte, um<br />
sein Überleben zu sichern.<br />
Als Reformmotive werden primär die finanziellen Nöte ins Feld geführt (vgl. Punkt 2.1.),<br />
das Ergebnis fehlender bzw. unzureichend durchgeführter Reformen unter Karl Theodor,<br />
der es verabsäumte, den Schritt hin zum aufgeklärten Absolutismus zu gehen. Ein Punkt,<br />
der bei Demel ein wenig zu kurz kommt. Der so erzeugte Reformstau löste sich eruptiv<br />
und entfaltete unter dem Signum einer bereits von utilitaristischen Dogmatismen<br />
verwässerten Aufklärung sowohl positive wie negative Konsequenzen.<br />
50<br />
vgl. Möckl, Karl: München 1984 S.164-166