PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte
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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 67<br />
Auseinandersetzung zwischen bayerischen und französischen Soldaten verwickelt<br />
wurden. Wie so oft war der Tatort eine der einschlägigen Bierwirtschaften (Rappbräu) bei<br />
fortgeschrittener Tageszeit, zu welcher sich die Emotionen leicht entzünden ließen. Der<br />
Studentenschaft als Korporation wurde der Umstand zum Verhängnis, daß die<br />
Bewaffnung, wenn auch nicht Benutzung, eines Studierenden mit einem Säbel als Beleg<br />
feindschaftlicher Absichten von seiten der Franzosen gewertet wurde. 183 Der Senat beeilte<br />
sich, jede Schuld am eigenen Verhalten wie an dem der Studierenden zurückzuweisen<br />
und beschuldigte die zur Schlichtung ausgesandte Militärpatrouille in gewohnter<br />
Einseitigkeit, die im Wirtshaus anwesenden Akademiker und Franzosen verhaftet, die<br />
Auslöser des Tumultes aber, die bayerischen Soldaten, ungeschoren gelassen zu<br />
haben. 184 Der Vorfall schlug hohe Wellen, selbst in Paris setzte sich die Überzeugung von<br />
der Existenz antifranzösischer Ressentiments unter den Landshuter Studenten durch und<br />
man verlangte nachdrücklich die Aufklärung und Bestrafung der schuldigen Akademiker.<br />
Die bayerische Regierung, unter Zugzwang gestellt, übte zusätzlichen Druck auf die<br />
Universität aus und konstatierte „einen böswilligen Geist unter Professoren und Studenten<br />
dem französischen Militär gegenüber“ 185 . Tatsächlich aber wollten die Gerüchte über eine<br />
geplante Provokation französischerseits, um ein Exempel statuieren zu können, nicht<br />
verstummen. 186<br />
Eine stete Quelle möglichen Unheils stellte der Besuch derselben Lokalitäten dar. So am<br />
23.6.1811, als über die Polizeistunde hinaus Soldaten und Studierende eine<br />
Tanzveranstaltung im Gillmayer-Schlößchen besuchten und einem Studierenden durch<br />
die dort zur Aufrechterhaltung der Ruhe abgeordneten Polizeisoldaten ein verbotener<br />
Degenstock abgenommen wurde. Ein weiterer anwesender Studierender namens<br />
Haggenmüller, offensichtlich mit der polizeilichen Maßnahme nicht einverstanden,<br />
verstrickte sich in einen hitzigen Wortwechsel, in dessen weiterer Folge er gewaltsam<br />
arretiert und mißhandelt wurde. Anläßlich dieses Ereignisses begab sich eine Gruppe<br />
Studierender zum Stadtkommandanten Major Waible mit der Bitte um Absendung einer<br />
Patrouille, um Schlimmeres zu verhüten, nicht ahnend, damit der eigentlichen Eskalation<br />
Vorschub geleistet zu haben.<br />
Die abgesandte Patrouille arretierte unterwegs einen Akademiker, der die Patrouille mit<br />
beleidigenden Ausdrücken belegt haben soll und sah sich auf ihrem Weg zurück zur<br />
Hauptwache von einer anwachsenden Menschenmenge begleitet. Der die Hauptwache<br />
befehlende Oberleutnant Bierron, eingeschüchtert von der drohenden Menschenmenge,<br />
183<br />
184<br />
185<br />
186<br />
MInn 23718. Senatsprotokoll vom 24.3.1810<br />
vgl. ebd.<br />
MInn 23718, Innenminister Zentner an den Universitätssenat vom 5.4.1810<br />
MInn 23718, Bericht über die Vorfälle in Landshut von Prof. Magold vom 29.2.1810