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PDF-Dokument - Burschenschaftsgeschichte

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I. Teil Konfliktfeld: Staat – Gesellschaft – Landsmannschaften in Landshut von 1800 bis 1826 65<br />

Studierende zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Militär, da sich die<br />

Studierenden der Arretierung durch die Soldaten widersetzten und die dadurch in Rage<br />

gebrachten Soldaten bei einer gewaltsamen Überstellung der Arretierten auf die<br />

Hauptwache auch vor Mißhandlungen nicht zurückschreckten. Der beabsichtigten<br />

studentischen Klage gegen das Militär erteilte der Senat eine Absage, war man doch von<br />

der gänzlichen Schuldlosigkeit der Studierenden nicht überzeugt. 177<br />

Nur wenige Tage später eskalierte der schwelende Konflikt zwischen Studierenden und<br />

Handwerksgesellen erneut und machte sich in einer Massenschlägerei Luft. In der Regel<br />

ist es müßig, über die jeweiligen Anlässe für solche Tumulte zu einer Schuldzuweisung für<br />

die eine oder andere Gruppe gelangen zu wollen. Es bedurfte nur eines geringen<br />

Anlasses, das konnte schon eine Tanzveranstaltung sein, bei welcher die Studierenden<br />

mit den Mädchen der „anderen Partei“ tanzen wollten, um der latenten gegenseitigen<br />

Abneigung ein geeignetes Ventil zu verschaffen. Was den letztgenannten Fall betrifft, so<br />

stellt er insofern eine Forcierung der Normaleskalation dar, als die Handwerksgesellen in<br />

ihrer Aufgebrachtheit einen Rückzug aus der Stadt ernsthaft ins Auge faßten und die<br />

gewerbliche Wirtschaft durch Entzug der Arbeitskräfte Schaden zu nehmen drohte. Dieser<br />

Umstand veranlaßte den Bürgermeister der Stadt zu einer schriftlichen Eingabe an den<br />

Kurfürsten, in welcher an die studentische Seite eine eindeutige Schuldzuweisung mit der<br />

Bitte um eine nachhaltige Bestrafung erging. Ohnehin war man städtischerseits der<br />

Ansicht, daß das vorhandene Universitätsstatut nur unzureichende Anwendung fand und<br />

eine Rückverlegung der Polizeistunde auf 22.00 Uhr eine gewisse Abhilfe des Problems<br />

bringen könnte. 178<br />

Provokantes studentisches Auftreten als integraler Teil studentischen<br />

Selbstverständnisses darf als Konfliktauslöser nicht verharmlost werden, wie auch die<br />

zahlreichen Beschwerden der Militärs über das in der Öffentlichkeit verbotene aufreizende<br />

Vorbeirauchen an den diversen Wachmannschaften belegen. 179 Einen ersten „Höhepunkt“<br />

der Auseinandersetzung zwischen Militärs und Studierenden brachte der 13.5.1804. Drei<br />

Tage vorher, am 10.5., verletzte ein Korporal der Hauptwache anläßlich einer<br />

Auseinandersetzung mit einem Studierenden diesen mit einem Hieb seines<br />

Seitengewehres. Eine daraufhin erfolgte Anzeige beim Regimentskommandeur blieb ohne<br />

Reaktion. Die Ereignisse des 13.5.1804 im Brennergarten müssen unter dem Vorzeichen<br />

einer sich verhärtenden kollektiven Abneigung betrachtet werden. Hunderte dort<br />

anwesender Soldaten reagierten als Kollektiv, als einer Gruppe dort eintreffender<br />

Akademiker der Zutritt zu den Tischen durch Soldaten verweigert wurde.<br />

177<br />

178<br />

179<br />

MInn 23711. Protokoll des Universitätssenats vom 7.7.1801<br />

MInn 23711. Schreiben des Bürgermeisters von Landshut an den Kurfürsten vom 12.6.1801<br />

MInn 23711. Vgl. Senatsprotokoll vom 23.11.1804

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